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SAP heizt Wettbewerb mit Oracle an

26.04.2005

KOPENHAGEN (COMPUTERWOCHE) - Der ERP-Anbieter SAP sieht sich dem Konkurrenten Oracle deutlich überlegen. "Wir verkaufen mehr Software in den USA als unser Wettbewerber weltweit", so der für den Vertrieb zuständige Vorstand Léo Apotheker. Ihm zufolge hat die SAP eine klare Strategie, während der amerikanische Erzrivale noch überlege, mit welcher Botschaft er an seine Kunden herantreten solle.

Nach Angaben der Walldorfer haben im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres zehn Kunden Verträge der Firmentochter Tomorrow Now unterzeichnet. Dieser Dienstleister bietet Kunden, die sowohl Produkte von SAP als auch vom von Oracle gekauften Hersteller Peoplesoft einsetzen, Wartungsdienste und eine spätere Migration auf die "mySAP Business Suite" an.

Anlässlich der auf der Konferenz Sapphire verkündeten erweiterten Partnerschaft mit IBM in Sachen Datenbankunterstützung bemüht sich SAP jedoch, nicht den Eindruck zu erwecken, Big Blue würde gegenüber Oracle bevorzugt. "Die Zusammenarbeit zwischen SAP und IBM bedeutet, das beide Häuser enger zusammenarbeiten, um DB2 für die Enterprise Services Architecture zu optimieren", erklärte SAP-Vorstandschef Henning Kagermann. Anderen Firmen würden Informationen über SAP-Produkte jedoch nicht vorenthalten.

IBM wird Ende April in einem Minor Release eine vorkonfigurierte Version von DB2 anbieten, die speziell an die mySAP-Produkte und R/3 angepasst ist. So habe man den Datenspeicher in punkto Tuning an die Eigenheiten der SAP-Programme angepasst. "Oracle verdient viel Geld an SAP-Kunden. Auf diese Umsätze haben wir es abgesehen", sagte Janet Perna, General Manager Information Management von IBMs Software Group, gegenüber der CW. Die IBM-Frau sieht gute Chancen, SAP-Kunden zu Migrationen zu ermuntern, da Oracle überteuerte Produkte verkaufe. Zudem seien die Betriebskosten von DB2 für mySAP-Anwender günstiger als beim konkurrierenden Datenbanksystem. IBM hat sich mit seiner SAP-optimierten Datenbank auch an das Wartungsschema der Walldorfer angepasst, das fünf Jahre Standardwartung und eine erweiterte Wartung gegen höhere Gebühr vorsieht.

Das ebenfalls auf der Sapphire von Microsoft und SAP vorgestellte Entwicklungsprojekt "Mendocino", das die Integration von Office in mySAP vorsieht, wird nur Kunden des aktuellen "mySAP ERP 2004" zur Verfügung stehen. Eine Anpassung an das noch von vielen Kunden genutzte "R/3" ist laut SAP-Vorstandsmitglied Shai Agassi nicht vorgesehen. Mendocino soll Office-Programme über Web-Services an SAP-Prozesse ankoppeln, im vierten Quartal dieses Jahres auf den Markt kommen und von Microsoft und SAP gemeinsam vertrieben werden. Es verfügt über eine Reihe von vorgefertigten Prozessen wie Zeit-Management, Personalverwaltung und Budget-Überwachung. Der Anwender nutzt dabei Office-Programme wie Word, Excel oder Outlook, um Transaktionen in einem SAP-Backend anzustoßen. Voraussetzung ist Office ab Version 2003.

Kagermann zufolge dürften weitere gemeinsame Entwicklungen mit Microsoft folgen. Schon vor einiger Zeit hatten beide Unternehmen Pläne bekannt gegeben, auch den "Sharepoint Portal Server" und "Biztalk" an die SAP-Lösung anzubinden. (fn)