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Muss sich die Telekom von ihrem Netz trennen?

05.10.2007
In einem Schreiben an die EU spricht sich der Verband der europäischen Regulierer für eine funktionale Trennung von TK-Netzen und –Diensten aus. Ein solcher Schritt hätte weitreichende Konsequenzen.

Vor dem Hintergrund der Einführung der Next Generation Networks (NGN) spricht sich die European Regulators Group (ERG), die Vereinigung der europäischen Regulierungsbehörden, für neue Regulierungsansätze aus. Damit könnte die Deutsche Telekom auf den ersten Blick ihre Monopolstellung auf der Infrastrukturseite endgültig verlieren und für ihre Konkurrenten der Traum vom fairen Wettbewerb ohne Diskriminierung Realität werden.

Allerdings geht die ERG in ihrem Schreiben an EU-Kommissarin Viviane Reding nicht soweit, dass sie eine strukturelle Zerschlagung der marktbeherrschenden Telcos fordert. Den Regulierungsbehörden schwebt unter der Bezeichnung "Functional Separation" vielmehr eine Ausgliederung des Netzbetriebes in einen eigenständigen Geschäftsbereich vor. Dieser soll seine Leistungen zu gleichen Bedingungen an den Mutterkonzern sowie die Wettbewerber vermarkten. In ihrem Grundsatzpapier "ERG Opinion on Functional Separation" spezifizieren die Regulierer dann auch gleich ihre Vorstellungen: So dürfen Mitarbeiter des Netzbetriebs nicht für andere Unternehmensbereiche arbeiten, die Büros und Arbeitsplätze müssen baulich getrennt von den anderen Bereichen sein, innerhalb der Telco muss es - wie aus der Bankenwelt bekannt - eine Chinese Wall zur Begrenzung des Informationsflusses geben.

Bei ihren Ideen orientierten sich die Regulierer stark an den Erfahrungen in Großbritannien, das sie als positives Beispiel für eine erfolgreiche Trennung zwischen Netzbetrieb und TK-Services bewerten. Die dortige Regulierungsbehörde Ofcom hatte bereits 2005 BT entsprechende Auflagen gemacht.

Allerdings haben die nationalen Carrier noch eine Galgenfrist: Nach den derzeitigen EU-Plänen soll eine Neuordnung der TK-Rahmenbedingungen erst 2009 bis 2010 in nationales Recht umgesetzt werden. (hi)