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RFID: Wal-Mart-Zulieferer leisten Dienst nach Vorschrift

18.11.2004

Bei den Lieferanten des Handelsriesen Wal-Mart hält sich der Enthusiasmus für die Radio Frequency Identification (RFID) in Grenzen. Einer Meldung des "Wall Street Journal" zufolge sind die Hersteller der Ansicht, die neue Technik diene vor allem den Interessen von Wal-Mart, während sie selbst die Zeche zahlen müssten. Einige Analysten teilen diese Einschätzung. Sie bezweifeln, dass sich der Einsatz der neuen Rationalisierungstechnik tatsächlich für jeden Hersteller auszahlen wird.

Wal-Mart hingegen verspricht eine Win-Win-Situation, von der alle an der Lieferkette Beteiligten profitieren sollen. Der Handelsriese hatte seine 100 wichtigsten Lieferanten vor einigen Monaten schon verpflichtet, bis Ende Januar zumindest den größten Teil der Paletten und Umverpackungen mit den Funkchips zu kennzeichnen. Laut "Wall Street Journal" wollen die Hersteller dieses Ultimatum auch einhalten. Doch ein Bein rissen sie sich deshalb nicht aus. Die meisten versuchten, die Vorgaben mit möglichst wenig Aufwand zu erfüllen. So beschränkten sie sich darauf, die mit einer Antenne ausgestatteten RFID-Chips erst beim Beladen der LKWs auf die für Wal-Mart bestimmten Packungen zu kleben. Doch auch für diese Sparversion des RFID-Einsatzes könnten die Kosten durchaus mehrere hunderttausend Dollar betragen.

In einer kürzlich veröffentlichen Studie rät die US-amerikanische Herstellervereinigung Grocery Manufacturers Group deshalb ihren Mitgliedern, das Einführungstempo zu drosseln. Sie sollten zunächst nur solche Produkte mit den Funketiketten auszeichnen, deren Verkaufspreis hoch genug sei, um die Ausgaben für die derzeit noch 20 bis 50 Cents teuren "Tags" zu rechtfertigen.

Wal-Mart lässt sich von solchen Ratschlägen allerdings wenig beeindrucken und hält an den ursprünglichen Plänen fest. Um der negativen Grundstimmung entgegen zu wirken, bietet der Handelskonzern jedoch an, jedem einzelnen Produzenten bei der Beseitigung von Hindernissen zu helfen. Aus Sicht des Filialhändlers machen sich die Hersteller teilweise selbst das Leben schwer. Davon abgesehen zeigt sich das Unternehmen überzeugt, dass die ausgewählten Lieferanten - bis auf zwei Härtefälle - alle die Deadline einhalten werden. Zudem würden sich 38 weitere freiwillig anschließen.

Viele Industriebeobachter halten die RFID-Technik für die nächste große Welle, auf der die Rationalisierungsbemühungen der Industrie reiten. Die von physischem und visuellem Kontakt unabhängige Objektidentifikation soll die gesamte Lieferkette transparenter machen und so helfen, die Lagerbestände der Nachfrage anzupassen, also beispielsweise leere Regale zu verhindern. Neben Wal-Mart gehört die Metro Group zu den Pionieren auf diesem Gebiet.

Auch in andere Branchen wird die Technik über kurz oder lang Einzug halten. Dank eingeschweißter RFD-Chips sollen beispielsweise die Eintrittskarten für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 fälschungssicher werden. Und wie kürzlich bekannt wurde, lotet die Food and Drug Administration (FDA) der USA momentan die Anwendungsmöglichkeit zur Verhinderung des Medikamentenschwarzhandels aus. (qua)