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Fehlerhafte Software bedroht Hartz-IV-Start

10.09.2004

Die Bundesagentur für Arbeit hat aufgrund fehlerhafter Software Schwierigkeiten mit der Umsetzung der Arbeitsmarktreform Hartz IV. Das berichtet das "Handelsblatt" in seiner heutigen Ausgabe mit Berufung auf Kay Senius, Projektleiter bei der Bundesagentur für Arbeit (BA). Die Software, die von T-Systems entwickelt wird, soll das Arbeitslosengeld II für 3,2 Millionen Langzeitarbeitslose berechnen. Doch die Ende August gelieferte Version sei nicht stabil gelaufen und habe zu Rechnerabstürzen geführt. Die Zuschläge für das Arbeitslosengeld II würden falsch berechnet, Datenfelder fehlten oder seien für die Erfassung gesperrt, außerdem träten bei den Krankenversicherungsbeiträgen Rundungsfehler auf, zitiert die Wirtschaftszeitung BA-Projektleiter Jürgen Hilzendegen.

Laut Senius ist das Vorhaben mit großen Risiken behaftet. Er gehe aber davon aus, dass der Starttermin 1. Januar 2005 gehalten werde könne. Schon jetzt ist allerdings sicher, dass sich aufgrund der Softwareprobleme die erforderliche Vorab-Datenerfassung in den 180 Arbeitsagenturen verzögert. BA-Chef Frank Jürgen Weise und T-Systems-Geschäftsführer Konrad Reiss hatten als Verantwortliche des Lenkungsausschusses am vergangenen Montag den Zeitplan gekippt, der den 1. Oktober als Starttermin vorsah. Nur eine Hand voll Arbeitsagenturen könne am 4. Oktober die Software im Rahmen eines Praxistests nutzen, sagte Senius dem "Handelsblatt". Verlaufe die Startphase erfolgreich, würden die anderen Agenturen bis Ende Oktober einbezogen.

Dem Projektleiter zufolge gibt es einen "Plan B", sollte die Software nicht wie geplant zur Verfügung stehen. Senius wollte sich dazu nicht näher äußern, die Wirtschaftszeitung spekuliert aber, dass bei geringen Verzögerungen von bis zu einem Monat erwogen werde, die bisherige Arbeitslosenhilfe weiter zu zahlen und Differenzbeträge später mit dem künftigen Arbeitslosengeld II zu verrechnen. Damit es nicht so weit kommt, will die BA nun befristet zusätzliches Personal einsetzen. Die Behörde ist dabei, neben ehemaligen BA-Mitarbeitern auch Mitarbeiter aus den Beschäftigungsgesellschaften von Post und Bahn zu rekrutieren. Angeblich sollen insgesamt 3000 zusätzliche Mitarbeiter zum Einsatz kommen, damit das Arbeitslosengeld II wie vorgesehen zum 1. Januar 2005 ausgezahlt werden kann. (hv)