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Merrill-Lynch-Staranalyst muss vier Millionen Dollar Strafe zahlen

28.04.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wegen seines maßgeblichen Beitrags, das Vertrauen der Anleger in die Aktienmärkte zu erschüttern, wurde der ehemalige Staranalyst für Internet-Aktien Henry Blodget nun zur Rechenschaft gezogen: Wie das "Wall Street Journal" berichtet, wird noch am heutigen Montag ein außergerichtlicher Vergleich bekannt gegeben werden. Dem Artikel zufolge muss der Chef-Researcher von Merrill Lynch eine vier Millionen Dollar hohe Strafe zahlen und wird mit einem lebenslangen Berufsverbot belegt. Im Gegenzug braucht Blodget kein Schuldeingeständnis abgeben.

Das Verfahren wurde von der nationalen Vereinigung von Aktienhändlern (NASD) angestrengt. Diese hatte herausgefunden, dass Blodget mit übertrieben guten Empfehlungen Anleger für den Broker-Bereich geworben hatte. So hatte er einige Aktien extern zum Kauf empfohlen, sie in internen E-Mails jedoch als "piece of shit" ("Stück Scheiße") oder "powder keg" ("Pulverfass") bezeichnet.

Im Vergleich zu seinem Berufskollegen Jack Grubman, der wegen ähnlicher Vorgehen in die Schlagzeilen geraten war, kam der "Internet-Guru" Blodget vergleichsweise gut weg: Der ehemalige Telco-Staranalyst von Salomon Smith Barney einigte sich mit dem Klägern darauf, eine Geldstrafe von 15 Millionen Dollar zu zahlen und darf ebenfalls seinen Beruf nie mehr ausüben. Auch Grubman musste kein Schuldeingeständnis ablegen.

Trotz der Millionenbeträge konnten sich die beiden Analysten nicht von allen Vorwürfen reinwaschen, sondern müssen nun mit privaten Sammelklagen von geschädigten Anlegern rechnen. (mb)