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Force.com: Salesforce.com setzt auf Plattform-Plan

14.09.2007
Der SaaS-Pionier Salesforce.com will in der nächsten Woche neue Technik vorstellen, die Anwender dabei unterstützen soll, Web-basierende Dienste für Geschäftsaufgaben zu bauen.

Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider. Salesforce.com ermöglicht gegenwärtig Vertriebs- und Marketing-Mitarbeitern, ihre Kundenkontakte über eine Website zu pflegen. Dieser Ansatz - einen Online-Dienst für Business-Aufgaben anzubieten - ist bekannt als "Software-as-a-Service" (SaaS). Nachdem Salesforce.com und andere Anbieter ihn seit Ende der 1990er Jahre eingeführt hatten, ist er vor allem bei Anwendern populär geworden, die hoffen, sich damit Komplexität und Kosten von auf eigenen Rechnern installierter Software sparen zu können.

Seine neue Initiative "Force.com" will Salesforce den Informanten zufolge am Montag auf seiner jährlichen Entwicklerkonferenz präsentieren. Die Firma versucht damit einmal mehr, sich als "Plattform" aufzustellen, die es anderen Entwicklern erlaubt, ihre eigenen Web-basierenden Services mit Technik von Salesforce.com zu entwickeln und anschließend auf den Servern von Salesforce.com zu hosten. Eine Sprecherin des Anbieters wollte die Gerüchte nicht kommentieren.

Seine Plattform-Bemühungen hatte Salesforce.com im Jahr 2003 mit der Vorstellung von "Sforce" gestartet, einem Satz von Tools, der Unternehmen die Entwicklung einiger Web-basierender Dienste erleichtern sollte. Im vergangenen Jahr folgte dann der Software-Marktplatz "AppExchange", auf dem Firmen auf Basis von Salesforce.com entwickelte Anwendungen kaufen können, und die Programmiersprache "Apex", um solche Erweiterungen einfacher ans Laufen zu bekommen.

Bislang war Salesforce.com bei der Evangelisierung seiner Plattform-Bemühungen aber nur mäßig erfolgreich. Die damit erzielten Einnahmen werden bisher nicht getrennt ausgewiesen, und man geht davon aus, dass der Löwenanteil des Umsatz weiterhin aus dem CRM-Kerngeschäft (Customer Relationship Management) stammt. Das liegt zumindest in Teilen daran, dass Web-Entwickler bislang Schwierigkeiten damit hatten, ihre Programme auf Salesforce.com-Basis mit einem eigenständigen Look and Feel zu versehen. Die meisten Services sehen daher ähnlich aus wie die CRM-Plattform von Salesforce.com und bieten auch "nur" verwandte Funktionalität.

Force.com werde, so ein Insider, anfänglich nur wenig mehr als ein Rebranding der Technik sein, die Salesforce.com bereits anbietet. Später soll aber eine neue Schlüsselkomponenten namens "Visualforce" dazukommen, mit der Developer Dienste mit inviduell gestalteten Benutzeroberflächen erstellen können. Diese Services sollen zudem auch nicht nur auf traditionellen PCs, sondern darüber hinaus auch auf mobilen Endgeräten oder Kiosksystemen laufen.

Eine Vorschauversion von Visualforce soll es demnach im Laufe des vierten Fiskalquartals von Salesforce.com geben, das im Januar 2008 endet. Der Starttermin und künftige Preis stehen aber wohl noch nicht fest.

Jedenfalls hofft Salesforce.com, dass mit Force.com Kunden und unabhängige Technikanbieter eine breitere Palette neuer Services entwickeln. Erklärtes Ziel sei es, Anwender davon zu überzeugen, dass sich auf der Plattform von Salesforce.com quasi beliebige Online-Dienste realisieren ließen - so wie auch praktisch jede lokal installierte Anwendung auf Windows laufe. Das wiederum würde es Salesforce.com ermöglichen, mehr Umsatz mit seiner Plattform zu generieren, indem es sie zur Kernkomponente der Online-Anwendungen anderer Firmen macht.

Sich neue Umsatzquellen zu erschließen, wird für Salesforce.com zunehmend wichtiger, weil es Wege sucht, sein bislang rapides Wachstum beizubehalten und gleichzeitig die riesigen Rivalen aus dem traditionellen Softwaregeschäft wie Oracle und Microsoft ihre Online-Aktivitäten ausweiten. (tc)