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Heyde-Insolvenz: Ex-Manager schnappen sich die "Filetstücke"

14.06.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die insolvente Heyde AG hat zwei Wochen nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens (Computerwoche online berichtete) einen wesentlichen Teil ihrer Unternehmensbereiche verkauft. Presseberichten zufolge übernahm die neu gegründete Inconso AG aus Bruchköbel den Bereich Supply-Chain-Management (SCM) mit rund 180 Mitarbeitern. Die Finanzsoftwaresparte ging an die - wie Heyde - in Bad Nauheim ansässige Intesio GmbH. Hinter den beiden Firmen stecken ehemalige Heyde-Manager sowie ein Investor aus der IT-Beratungsbranche.

Der Verkaufserlös der beiden profitablen Bereiche wird in Branchenkreisen auf rund vier Millionen Euro geschätzt. Dieser Summe stehen rund 30 Millionen Euro Schulden gegenüber, etwa 18 Millionen Euro davon sind nach Angaben der Insolvenzverwalterin Angelika Amend Verbindlichkeiten gegenüber Banken. Während diese Schulden jedoch weitgehend durch Vermögenswerte abgesichert seien, werden die privaten Anleger voraussichtlich leer ausgehen.

Die beiden verkauften Bereiche werden nach Amends Einschätzung im laufenden Geschäftsjahr rund 22 Millionen Euro umsetzen. Während durch den Verkauf etwa die Hälfte der restlichen 400 Arbeitsplätze am Standort Bad Nauheim erhalten bleiben, sollen zirka 200 Mitarbeiter entlassen werden. Ihre - vorwiegend organisatorischen - Aufgaben wird laut "Handelsblatt" die Firma des strategischen Investors übernehmen.

Die Tätigkeiten der rund 20 Mitarbeiter unter Leitung des ehemaligen Vorstandschefs Axel Buchholz bei Heyde wiederum beschränken sich zur Zeit im Wesentlichen auf das Stornierungen von Kündigungen und Verträgen. Bislang ist noch unklar, ob die Firma anschließend liquidiert wird.

Dem Bad Nauheimer IT-Dienstleister war es trotz Restrukturierung im vergangenen Jahr nicht gelungen, seine Verluste in den Griff zu bekommen. Als Konsequenz nahm der erst seit einem Jahr amtierende Vorstandsvorsitzende Dirk Wittenborg Anfang Februar seinen Hut. Neuer Heyde-Chef wurde der bisherige Finanzvorstand Axel Buchholz. Gleichzeitig wurde eine neue Sanierungsrunde geplant. Als die Gläubigerbanken laut Heyde entgegen ihrer früheren Zusage das dazu benötigte Geld nicht zur Verfügung stellten, beantragte das gebeutelte Unternehmen am 8. April Insolvenz. (mb)