Web

Britische Internetprovider verteidigen Phorm

Informationsexperten warnen vor Werbeplattform Phorm

18.03.2008
Von pte pte
Eine neue Plattform für Online-Werbung sorgt für Ärger: Phorm greift über ISPs auf den Klick-Stream der Surfer zu und steuert dadurch die ausgelieferte Werbung. Datenschützer sind besorgt.

Das umstrittene Online-Werbesystem Phorm (Wikipedia) ist laut Experten der Foundation for Information Policy Research (Fipr) in Großbritannien illegal. In einem offenen Brief an den Informationsbeauftragten Richard Thomas kritisiert die Organisation, dass die Spion-Werbetechnologie gegen Grundsätze verstoße, die im Regulation of Investigatorey Powers Act aus dem Jahr 200 (Ripa) niedergeschrieben sind. Seit bekannt wurde, dass mehrere britische Internetanbieter, darunter auch die British Telecom (BT), einen Vertrag mit dem Technologieunternehmen Phorm unterzeichnet hatten, ist eine heftige Diskussion um das Werbesystem entbrannt.

Phorm selbst sowie die britische Telekom verteidigen die Technologie und sehen darin keinerlei Gesetzesbruch, wie die "BBC" berichtet. Zuletzt hatte sich auch der Web-Begründer Tim Berners-Lee zu Wort gemeldet und die Online-Spionwerbung stark kritisiert. Ob Phorm in Großbritannien tatsächlich illegal ist, dürfte von der Auslegung des Gesetzes abhängen. Dass so genannte Tracking-Werbung gegen datenschutzrechtliche Grundsätze verstößt, glauben auch Datenschützer hierzulande. "Allerdings hat Datenspionage im Netz bislang keine Folgen, da sie noch nicht ausreichend bekämpft wird", so Hans Zeger, Obmann der österreichischen Arge Daten, gegenüber pressetext.

Laut den Fipr-Vertretern geht es um grundlegende rechtliche Fragen. "Das kann nicht ignoriert werden oder nur als Formalität behandelt werden", sagt Nicholas Bohm, General Counsel bei Fipr. Die Organisation hofft nun, dass der Informationsbeauftragte Thomas das eingereichte Schreiben in seine Haltung zu dem Thema mit einfließen lassen wird. Die Datenschutzfrage wird auch in Deutschland heftig diskutiert. Kritiker stellen sowohl die Werbesysteme der Unternehmen als auch Onlinedurchsuchungen seitens der Behörden in Frage. "Für uns ist Datenschutz ein hohes Gut. Wir speichern zur Zeit im Grunde gar nichts", sagt Jens Wagner, Pressesprecher des Internetanbieters Arcor, auf Nachfrage von pressetext. Nur was unbedingt für die Telefonabrechnung notwendig sei, werde registriert. "Darüber hinaus haben wir kein Interesse an einer Speicherung", ergänzt Wagner.

Phorm zeigt sich bisweilen gelassen und überzeugt davon, in keiner Weise in Konflikt mit dem Gesetz zu stehen. Das Unternehmen sei gewillt, sich der gesetzlichen Prüfung zu unterziehen. Phorm gebe den Nutzern mehr Privatsphäre, da sowohl eine An- als auch eine Abmelde-Funktion für die Werbetechnologie angeboten werde. "Phorm hat einen Ausschalter und speichert keinerlei persönliche Daten", sagt Unternehmenschef Kent Ertugrul. (pte)