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Risiken dürfen nicht auf Nutzer abgewälzt werden

Verbraucherschutz: Internet vom Fair-Play weit entfernt

13.02.2008
Von pte pte
Mehr Sicherheit und Datenschutz im Internet sowie schärfere Sanktionen bei Zuwiderhandlung hat der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) im Rahmen einer Konferenz in Berlin gefordert.

"Ohne klare Regeln, Kontrollen und Sanktionen wird das Mitmach-Netz scheitern", so vzbv-Vorstand Gerhard Billen. Vertrauen, Seriosität und Integrität müssten das Fair Play des digitalen Zeitalters definieren. Internetwirtschaft und Politik seien gleichermaßen gefordert, Abzocke und Datenmissbrauch im Internet zu unterbinden und Verbrauchergrundrechte zu etablieren. Zentrales Fundament für die Verankerung von Bürger- und Verbraucherrechten im Internet ist die zum Weltverbrauchertag 2007 vorgelegte "Charta der Verbrauchersouveränität in der digitalen Welt". Sie bescheinigt dem Nutzer ein Recht auf Sicherheit und Zuverlässigkeit der Online-Angebote und den effektiven Schutz vertraulicher und personenbezogener Daten vor unbefugtem Zugriff.

Zudem gehören Barrierefreiheit und Gleichberechtigung sowie das Recht auf kompatible Standards bei Hard- und Software zu den zentralen Punkten. Die Charta müsse von den zuständigen Ministerien konsequent umgesetzt werden, fordert der vzbv. "Auf dem Papier bringt sie uns nichts - sie muss gelebt werden", mahnt Billen. Gleichzeitig seien auch die Betreiber zur Verantwortung zu ziehen. "Wer etwas anbietet, muss für die Sicherheit und Einhaltung der Verbraucherrechte haften - egal, ob beim Online-Banking oder im Online-Shop", erklärt Billen. Die Risiken dürfen nicht auf den Verbraucher abgewälzt werden.

Besonders problematisch sind nach Auffassung der vzbv interaktive Webangebote wie soziale Netzwerke. Das Mitmach-Netz biete Nutzern zwar immer mehr Möglichkeiten der Interaktivität, doch damit seien auch zahlreiche Risiken verbunden. "Abofallen, Datensammelei und -weitergabe, Phishing, Spamming - nach wie vor werden Verbraucherrechte ignoriert oder ausgehebelt", kritisiert der vzbv. Speziell der schier unstillbare Datenhunger einiger Internet-Anbieter sei inzwischen zu einem großen Problem geworden. "Data-Mining, Profiling und Scoring sind nur einige Stichworte im Ringen um die lukrativen persönlichen Daten der Konsumenten", stellt Billen fest. "Darüber hinaus trägt auch der Staat dazu bei, dass das Recht auf informationelle Selbstbestimmung zunehmend eingeschränkt wird", ergänzt der vzbv-Vorstand. Vorratsdatenspeicherung, Online-Durchsuchungen und der drohende "Bundes-Trojaner" seien hier nur einige Beispiele.

In Anbetracht des großen Risikos, dem sich Internetnutzer so aussetzten würden, warnen die Verbraucherzentralen vor der allzu freiherzigen Preisgabe persönlicher Daten im Netz und rufen zu genereller Wachsamkeit auf. Um negative Folgen wie unerbetene Werbebotschaften zu verhindern, sollten Nutzer daher vor jeder Registrierung und jedem Vertragsabschluss die allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen eines Anbieters studieren. Zudem gilt: Nur so viele Daten preisgeben, wie zum Geschäftsabschluss unbedingt erforderlich sind. (pte)