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Markenrechtsverletzungen weiterhin auf der Tagesordnung

Internet-Händler beklagen Verbrechenswelle in Second Life

08.02.2008
Von pte pte
Second Life (SL) kämpft gegen eine neue Welle von Markenfälschungen und Raubkopien. Die Händler in der virtuellen Welt stöhnen über verbrecherische Avatare, die wie Pilze aus dem Boden schießen, Marken und Produkte kopieren, um diese dann in ihren eigenen Online-Stores zu verkaufen.

Aktuell besonders betroffen fühlt sich der Deutsche Marco Eckert, der in SL einen Modeshop betreibt. Wie er innerhalb der Community bekannt gab, wurden seine Entwürfe gestohlen und als Kopien um 50 Prozent günstiger angepriesen. Eckert verdient seine Lebensunterhalt mit dem virtuellen Shop und zeigt sich bestürzt über den entstandenen Schaden. "Unsere Verkäufe sind innerhalb einer Woche um 75 Prozent zurückgegangen", so der deutsche Online-Händler. In Second Life sind täglich rund 1,4 Millionen reale Dollar in Umlauf, aber es gibt keine Polizei, die Verstößen oder Verbrechen nachgeht. Copyright-Verletzungen in der virtuellen Welt sind nicht neu, doch aufgrund der ungeklärten Rechtslage werden die Aktivitäten der Marken-Piraten immer dreister. "Aufgrund der stagnierenden bzw. teils rückläufigen Nutzerzahlen ist der Druck im Allgemeinen auf der Markeninhaberseite etwas weniger", meint dazu Hubert Neuner, Geschäftsführer der Agentur P4M, die Markenverletzungen im Internet aufspürt und dokumentiert, gegenüber pressetext. Hinzu komme, dass es keine einheitliche Beurteilung dahingehend gebe, wo die Rechtsverletzung beginne und wie diese im Zusammenhang mit der virtuellen Plattform stehe. Häufig sei eine Gewinnerzielungsabsicht der Nutzer nicht gegeben.

Opfer von SL-Markenpiraten haben bis dato wenig Aussicht darauf, ihre Ansprüche geltend zu machen. Besonders schwierig wird es, wenn die verdächtigen Avatare außerhalb der USA und EU angesiedelt sind. Häufig bereitet schon das Aufspüren der einzelnen Shops, die von den Markenfälschern betrieben werden, große Probleme. SL-Händler beklagen, dass meist nur ein Teil ausgeforscht und infolge gesperrt werden könne. Die Hälfte bleibe häufig unentdeckt und operiere weiter. Die virtuellen Diebe sind mittlerweile aber auch so unerschrocken, dass sie sich offen zu ihren Aktivitäten bekennen und ganze "Räubergruppen" in Second Life einrichten.

Dem Image der virtuellen Welt, die ohnehin unter rückläufigem Interesse leidet, dürften die Internet-Verbrecherbanden nicht gerade zuträglich sein. "Der Hype ist in jedem Falle stark gebremst, das zeigen die stagnierenden und teilweise rückläufigen Nutzerzahlen. Die Nutzung dieses Urtyps der virtuellen Welt gestaltet sich nach wie vor für den Nutzer aufwändig im Verhältnis zu den Möglichkeiten, die sich ihm dann bieten", sagt Neuner auf Nachfrage von pressetext. Grundsätzlich aber sei das Interesse an virtuellen Welten, die auch den Spieltrieb der Menschen ansprechen würden, weiterhin vorhanden. "Die Diskussion um die Markenverwendung wird sicher mit der nächsten Generation von virtuellen Welten erneut aufleben", so die abschließende Prognose des Experten. (pte)

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