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Börries und Butterfield

Bittere Pille: Microsoft trifft bei Yahoo viele Bekannte

04.02.2008
Marco Börries und Stewart Butterfield sind nur zwei Beispiele von Managern, die in den vergangenen Jahren für Yahoo gegen Microsoft gekämpft haben. Der alte Spruch der IT-Branche bewahrheitet sich erneut: Man trifft sich immer zweimal. Oder dreimal.

Der 39 Jahre alte Yahoo-Topmanager Marco Börries hat schon als 16-jähriger Schüler in Lüneburg dem Softwaregiganten Microsoft die Stirn geboten. Mit einem Startkapital von 2.000 Mark ­ einem Geschenk zur Konfirmation ­ gründete er 1985 die Garagenfirma Star Division, die später das Management von Microsoft in Verlegenheit bringen sollte. Microsoft-Chef Steve Ballmer hat diese Episode der Software-Geschichte längst abgehakt. Doch mit seiner Milliarden-Offerte greift Ballmer nun nicht nur nach den Online-Diensten von Yahoo, sondern auch nach einer Riege von Führungskräften, die quasi ihr gesamtes berufliches Leben im Wettbewerb mit Microsoft zugebracht haben.

In Deutschland galt Börries in den achtziger Jahren als eine Art "Wunderkind". Computerketten wie Vobis installierten damals in Massen die Bürosoftware "StarOffice" auf ihren PCs statt des Office-Pakets des Marktführers. "Die Welt braucht eine Alternative zu Microsoft", sagte der Jungunternehmer damals selbstbewusst.

Mit seiner zwischenzeitlich nach Hamburg umgezogenen Firma konnte Börries in den neunziger Jahren zwar die Dominanz von "Microsoft Office" nicht beenden, aber mit mehreren Millionen verkauften Softwarepaketen erzielte Star Division mehr als einen Achtungserfolg. StarOffice landete 1999 beim kalifornischen Computerkonzern Sun, der die Software aus Norddeutschland als Open-Source-Projekt "OpenOffice" inzwischen weltweit gegen Microsoft positioniert hat. Das Programm wurde inzwischen von OpenOffice.org rund 100 Millionen Mal heruntergeladen und bedeutet für Microsoft noch immer ein ständiges Ärgernis.

Börries kam im August 2001 mit seiner zweiten Unternehmensgründung, VerdiSoft, zu Yahoo und ist heute als "Executive Vice President Connected Life Division" unter anderem für die Mobilfunkstrategie des Internetriesen zuständig. In seinem Hamburger VerdiSoft-Team arbeiten noch heute etliche Programmierer, die gemeinsam mit ihm zu Star-Division-Zeiten gegen Microsoft angetreten waren. Börries präsentierte Anfang Januar auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas eine neue Version des in Hamburg und Kalifornien entwickelten Mobilfunkdienstes "Yahoo! Go", der unter anderem auch offene Schnittstellen für Anbieter außerhalb des Yahoo-Universums offeriert. Und auch mit seinem jüngsten Produkt konkurriert Börries wieder gegen Microsoft und das Windows-Mobile-System.

Zu den Microsoft-Skeptikern bei Yahoo gehört auch der Mitbegründer des Fotodienstes Flickr, Stewart Butterfield. Als Butterfield im Jahr 2002 die technologischen Bausteine aussuchte, mit denen er Flickr aufbauen wollte, entschied er sich ausschließlich für offene Technologien wie PHP, MySQL oder den Apache Webserver, die mit Microsoft-Produkten im Wettbewerb stehen. Diese Details lassen ahnen, welche Herausforderungen bei einer Übernahme von Yahoo durch Microsoft technisch und kulturell zu erwarten sind. Bei Microsoft hingegen ist es üblich, Webdienste ausschließlich mit selbst entwickelten oder zugekauften Technologie zu bauen.

Microsoft-Widersacher wie Börries und Butterfield können sich bei ihrer Grundsatzentscheidung, weitgehend auf den Einsatz von Microsoft-Technologien zu verzichten, auf die Unterstützung der Firmenspitze berufen. Yahoo-Mitbegründer und CEO Jerry Yang hatte selbst dafür gesorgt, dass für Dienste von Yahoo vor allem Technologie-Bausteine aus der Open-Source-Szene eingesetzt wurden.

Der amerikanische Softwareexperte John Gruber, der das Weblog "Daring Fireball" betreibt, kann sich auf der einen Seite zwar gut vorstellen, wie man die Yahoo-Dienste auf Windows-Server und andere Microsoft-Technologie umstellen kann. "Aber kulturell entspricht es nicht der DNA von Microsoft, all diese (Open-Source-)Produkte zu akzeptieren und zu warten." Microsoft interessiere sich ­ bis auf die Yahoo-Suche ­ nicht für die Technologie von Yahoo, sondern nur für die Reichweite und die Werbeumsätze. Wenn diese These stimmt, würde von den Yahoo-Technologien auf lange Sicht kaum etwas übrig bleiben. (dpa/ajf)