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Abschwächung der weltweiten Konjunktur

Telekom-Konzerne fürchten Abkühlung der Konjunktur

10.01.2008
Die Abschwächung der weltweiten Konjunktur hat die Telekommunikationsbranche erreicht: Nach Vodafone warnt nun das US-Schwergewicht AT&T vor einer Beeinträchtigung des laufenden Geschäfts.

Wie AT&T-Chef Randall Stephenson am Dienstagabend (Ortszeit) vor Investoren in Phoenix sagte, schwächt sich das Festnetzgeschäft mit Privatkunden ab. Er verwies dabei auf die schwächelnde Wirtschaft der Vereinigten Staaten, wodurch der Bereich belastet werde.

Dies führe zu Zahlungsschwierigkeiten bei den Kunden, weswegen Anschlüsse gekappt werden müssten, sagte Stephenson. Der führende US-Telekomkonzern verdient rund jeden fünften Dollar mit privaten Festnetzkunden. Die Bereiche Geschäftskunden und Mobilfunk sieht Stephenson hingegen von der Entwicklung nicht beeinträchtigt. Es scheine, dass die Kunden bei finanziellen Engpässen zuerst ihre Telefon- und Breitbandanschlüsse kündigten, aber an ihrem Handy festhielten, sagte der Vorstandsvorsitzende.

Die Wirtschaftsflaute könnte nach Einschätzung von Experten bald auch das Großkundengeschäft beeinträchtigen. Dieser Bereich bekomme die Auswirkungen in der Regel erst mit einer Verzögerung von einem halben Jahr zu spüren, warnte Patrick Comack, Analyst bei Zachary Investment Research. Die Ergebnisse würden dann aber stärker belastet.

Aktien unter Druck

Die Äußerungen des AT&T-Chefs sorgten an den europäischen Börsen für Unruhe. So gaben die Kurse der Schwergewichte France Telecom und Telecom Italia am Mittwoch zwischenzeitlich deutlich nach, konnten im Handelsverlauf ihre Verluste aber begrenzen. Auch wenn die Aussagen keine direkten Auswirkungen hätten, seien auch diese Unternehmen von der Wirtschaftsentwicklung abhängig, begründeten Händler die Abschläge.

Die Aktie der Deutschen Telekom drehte nach einer schwachen Eröffnung im Tagesverlauf in die Gewinnzone. Ein Konzernsprecher lehnte einen Kommentar zu möglichen Beeinträchtigungen ab und verwies auf die Vorlage der Quartalszahlen im Februar. Mit dem Ausbau der Auslandssparte will das Unternehmen die Rückgänge auf dem Heimatmarkt ausgleichen, wo der Wettbewerb dem Unternehmen zu schaffen macht. Der Branchenverband VATM rechnet für das laufende Jahr mit einem Umsatzminus von rund 1,5 Prozent. Die Gründe dafür seien der harte Preiskampf sowie der Trend zu Bündelprodukten, sagte Verbandssprecher Wolfgang Heer.

Vodafone warnt

Auch Vodafone-Chef Arun Sarin warnt vor möglichen Belastungen durch die Abschwächung der weltweiten Konjunktur. Das Jahr 2008 bringe neue Herausforderungen, da sich das makroökonomische Umfeld in den Industrieländern verschlechtere, hatte er in einem Interview gesagt. "Ich rechne nicht damit, dass viele Kunden sagen werden: 'Ich benutze mein Mobiltelefon nicht'." Allerdings könnten sich die Nutzer zurückhalten. Bislang habe Vodafone noch keine negativen Auswirkungen verzeichnet.

Vodafone baut seine Stellung in Asien, Afrika und Südamerika aus, um von dem Wirtschaftsboom in Ländern wie Indien zu profitieren. In den westeuropäischen Märkten hat sich das Wachstum wegen des harten Konkurrenzdrucks merklich abgekühlt; in Deutschland verzeichnet Vodafone sogar Rückgänge.

Ungeachtet der Schwierigkeiten im Privatkundengeschäft bestätigte AT&T-Chef Stephenson die Prognose für 2007 und 2008. Der Gesamtkonzern werde dank der Treiber Mobilfunk und Breitbanddienste weiter wachsen, sagte er. Im laufenden Jahr will AT&T den Umsatz um rund fünf Prozent und den Gewinn pro Aktie im zweistelligen Prozentbereich steigern. Der Branchenprimus will am 24. Januar die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr vorlegen. (dpa/tc)