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Kritik von Datenschützern

Werbung: StudiVZ setzt Nutzern Daumenschrauben an

14.12.2007
Von pte pte
Das Online-Studentennetzwerk studiVZ will ab kommendem Jahr die persönlichen Daten seiner Nutzer zu Werbezwecken verwenden.

StudiVZ, Anfang des Jahres von der Verlagsgruppe Holtzbrinck übernommen, will zum Jahreswechsel die Geschäftsbedingungen ändern, um dann auch Geld mit den Nutzerinformationen verdienen zu können. Geplant ist, Handynummern, Mail-Adressen, Angaben zu Hobbys und dem Musikgeschmack der Nutzer interessierten Unternehmen anzubieten. Laut studiVZ-Geschäftsführer Marcus Rieke werde der Zugriff auf die Daten der User durch die Änderung der Geschäftsbedingungen einfacher und damit auch das Versenden von personenbezogener Werbung.

Die rund vier Millionen Nutzer der größten Plattform Deutschlands können sich also darauf einstellen, künftig Werbemails zu erhalten, die auf ihre persönlichen Interessen abgestimmt sind. Auch die Banner auf der Webseite werden den Hobbys und Geschmäckern der einzelnen Mitglieder angepasst. Für den Geschäftsführer ist der Zugriff auf Daten ganz normal, eine Information an die Nutzer wurde offenbar bereits per E-Mail zugestellt. Ob sich das Vorhaben tatsächlich ganz unkompliziert realisieren lassen wird, bleibt abzuwarten. Spionartige Werbemaßnahmen hatten bei der Konkurrenzplattform Facebook unlängst jedenfalls zu heftigen Protesten geführt und wurden letztlich wieder zurückgefahren. Auch StudiVZ wird sich rechtfertigen müssen.

Wie bei Facebook warnen die Datenschützer auch vor den Plänen von studiVZ, auf Nutzerdaten zuzugreifen und diese möglicherweise kommerziell zu verwenden. Die Unbedarftheit der überwiegend jungen User werde ausgenutzt. Das Durchlesen von elfseitigen Informationen über die Änderungen sei zudem nur von wenigen Nutzern zu erwarten, meint Dietmar Müller, Sprecher des Bundesbeauftragten für Datenschutz gegenüber "Welt Online". Die Folgen der Datenweitergabe würden zumeist erst sehr viel später deutlich.

Zu einem Verkauf der Nutzerdaten an andere Unternehmen werde es aber nicht kommen. "StudiVZ verkauft keine Nutzerdaten seiner Mitglieder an Dritte. Dies wird sich auch durch die Einführung der neuen AGB und Datenschutzregelungen nicht ändern. Anders lautende Behauptungen, die seit heute in einigen Medien kursieren, sind falsch", so Dirk Hensen, Pressesprecher von studiVZ, gegenüber pressetext. Richtig sei nur, dass Targeting auf studiVZ eingeführt werde, wie es auf den meisten führenden werbefinanzierten Websites bereits zum Standard gehöre. (pte)