Angst vor der Schweinegrippe

Mitarbeiter sollen zu Hause arbeiten

29.07.2009
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Die Briten sollen vermehrt zu Hause arbeiten, damit sich Schweinegrippe nicht weiter ausbreitet. Die gute IT-Infrastruktur macht es möglich.
Der verordnete Heimarbeitsplatz, der vor der Ausbreitung der Schweinegrippe schützen könnte, käme vielen Mitarbeitern entgegen. 41 Prozent der Befragten wünschen sich laut Bitkom-Erhebung, dass sie regelmäßig zu Hause arbeiten können.
Der verordnete Heimarbeitsplatz, der vor der Ausbreitung der Schweinegrippe schützen könnte, käme vielen Mitarbeitern entgegen. 41 Prozent der Befragten wünschen sich laut Bitkom-Erhebung, dass sie regelmäßig zu Hause arbeiten können.
Foto: bitkom

Wenn sich die Schweinegrippe in England weiter im befürchteten Ausmaß verbreitet, hätten Firmen mit sehr ernsthaften Ausfällen in ihrer Belegschaft zu rechnen, warnt David Frost, Direktor der British Chamber of Commerce (BCC). Deshalb sei es allemal besser, so viele Mitarbeiter wie möglich ins Home-Office auszulagern, als abzuwarten, bis sie wegen Krankheit ganz ausfallen, rät der Chef der britischen Handelskammer. Nach neuesten Schätzungen der englischen Regierung könnten sich bis Ende August im schlimmsten Fall täglich 100.000 Personen mit der Schweinegrippe anstecken. Jeder achte Beschäftigte würde dann wegen Krankheit am Arbeitsplatz fehlen.

"Das könnte eine sehr schwierige Phase für die Unternehmen werden, sie sollten sich darauf vorbereiten", sagte Frost im Vorfeld eines Online-Seminars, das die BCC anbietet, um Unternehmen auf die Bedrohung durch die Schweinegrippe vorzubereiten. "Das Internet und Remote-Arbeitsplätze könnte es Firmen ermöglichen, auch dann normal weiterzuarbeiten, wenn das Unternehmen von der Schweinegrippe betroffen ist", so Frost.

Bikom erwartet keine technischen Probleme

In Deutschland ist die Zahl der Infizierten bisher sehr viel geringer, von zwangsverordneter Heimarbeit nicht die Rede. Aber wenn es dazu käme, wären die Firmen in der Lage innerhalb kurzer Zeit Remote-Arbeitsplätze einzurichten? "Wir haben in Deutschland eine gute und großflächige Breitbandversorgung und die technischen Voraussetzungen für die Einrichtung eines Home-Office sind gering: Telearbeiter benötigen Computer, Internetzugang und Telefon", sagt Manfred Breul, Bereichsleiter Telekommunikation beim Branchenverband Bitkom. Etwas mehr Aufwand erfordere es, auf der Unternehmensseite die organisatorischen und technischen Voraussetzungen zu schaffen, wenn diese noch nicht vorhanden sind. Aber auch das seien keineswegs unüberwindliche Hindernisse: "Firmen, die schon jetzt Mitarbeiter im Home-Office beschäftigen oder über mobile Zugänge für Vertriebsmitarbeiter und Außendienstler verfügen, hätten sicher die geringsten Probleme, in kurzer Frist weitere Remote-Arbeitsplätze einzurichten", sagt Breul.

Bei den Mitarbeitern würden die Unternehmen damit offene Türen einrennen: Nach einer Umfrage des Bitkom vom April dieses Jahres arbeiten bisher etwa zehn Prozent der Beschäftigen ganz oder teilweise von zu Hause, weitere 62 Prozent wünschen sich eine regelmäßige Arbeit im Home-Office. "Heute kann fast jeder Büroarbeitsplatz zu geringen Kosten an den heimischen Schreibtisch verlegt werden", sagt Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer. (jha)