Fehler im Projekt-Management

Wenn die SAP-Einführung wenig bringt

09.08.2012
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Stephan Bode, Partner bei Infosys Lodestone, verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung mit der Planung, Umsetzung und Durchführung von globalen Business Transformationsprojekten. Obwohl diese Projekte häufig mit einer Einführung eines ERP Systems verknüpft sind, hat Herr Bode nicht nur Consulting Teams geführt sondern auch Business Prozess Organisationen aufgebaut und geleitet.  Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE

Das Szenario ist bekannt: Ein Unternehmen führt SAP ein, die Verbesserungen und Einsparungen fallen aber deutlich geringer aus als erwartet. Häufig liegt dies nicht an der Software.
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Das ist die Ausgangslage: Ein Unternehmen führt eine Unternehmenssoftware, sagen wir: SAP, ein, um Einkauf und Personal nachhaltig zu organisieren, den Produktions- und Materialfluss effizient zu steuern oder Vertrieb und Marketing effektiv aufzustellen. Warum? Weil es sich - betriebswirtschaftlich und wettbewerbstechnisch betrachtet - Vorteile verschaffen und seine Leistung steigern will. Mit Hilfe strafferer betrieblicher Abläufe sollen sich zudem finanzielle Einsparungen erzielen lassen, was die Bilanz positiv beeinflusst.

Doch in vielen Unternehmen heißt es anschließend: Fehlanzeige. Und wider Erwarten ist daran oft nicht die Software schuld, sondern die mangelnde Konsequenz auf Seiten des Kundenunternehmens. Denn nach wie vor sind viele SAP-Projekte IT-getrieben, die Verwirklichung des angestrebten Nutzens verschwindet allzu schnell aus dem Blickfeld der Projektverantwortlichen. Und das, obwohl im Vorfeld häufig ausgiebige Kosten-Nutzen-Analysen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen vorgenommen wurden, viel zitierte Business Case also durchaus vorhanden ist.

Wo bleiben die prognostizierten Verbesserungen?

Warum das so ist - Diese Frage stellen sich die Unternehmen immer häufiger nach der Einführung von Softwarelösungen. Und die Antwort lautet ebenso häufig: Es gibt nicht viele spürbare Verbesserungen oder zumindest nicht die erwarteten. Nach wie vor ziehen die Unternehmen nicht den Nutzen aus der Software, den sie erwarten haben und der durchaus möglich wäre. Der Weg ist das Ziel. Mit diesem Motto lassen sich immer noch viele Einführungsprojekte beschreiben. Dabei sollte der Fokus eigentlich auf den Ergebnisse liegen:

  • Was bringt mir die Software

  • Was will ich wie und bis wann erreichen?

  • Und die Gretchenfrage: Habe ich überhaupt erreicht, was ich erreichen wollte?

Dazu zwei Beispiele aus der Praxis: Im ersten sollte eine SAP-Einführung den Bestand um zehn Prozent senken. Dieses Ziel wurde aber nicht erreicht; der Bestand war nach der Einführung der Unternehmenssoftware so hoch wie davor. Warum? - Ganz einfach. Weil die Melde- oder Sicherheitsbestände aus dem Altsystem in das neue System überführt wurden, was zwangsläufig zu einer gleich hohen durchschnittlichen Bestandshöhe führte.

Im zweiten zweiten Beispiel zielte die Einführung einer SAP-Lösung darauf, die Transparenz im Unternehmen zu erhöhen. Das versprach mittelbar eine bessere Budgetkontroll. Doch es kam anders. Die Budgets verringerten sich nicht etwa, in zahlreichen Abteilungen stiegen sie sogar. Der Grund dafür ist ebenfalls simpel. Da die Verantwortlichen in den Fachabteilungen nicht mehr so mir nichts dir nichts ihre Budgets überschreiten können, rechnen sie größere Puffer ein.