IT-Kosten

Abspecken bis zum Hungertod?

27.04.2010
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Nachtrag: So sieht der Worst Case aus

Bodo Deutschmann, ehemaliger Kögel-CIO
Bodo Deutschmann, ehemaliger Kögel-CIO
Foto: Deutschmann

Wenn ein CIO seine Abteilung im "Survival Mode" fährt, hat er selten Lust, darüber zu reden. Bodo Deutschmann hat es getan. Im Herbst vergangenen Jahres gab er der COMPUTERWOCHE ein Statement für die Rubrik "Was CIOs derzeit beschäftigt". Es blieb damals unveröffentlicht, denn Deutschmanns Arbeitgeber, die Kögel Fahrzeugwerke GmbH, Ulm, meldete kurz vor Drucklegung des bereits Korrektur gelesenen Textes Insolvenz an.

Zuvor hatte das Unternehmen aus der Automotive-Branche auch in der IT-Abteilung Kurzarbeit eingeführt; Deutschmann selbst arbeitete pro forma nur noch von montags bis mittwochs. Das IT-Budget war auf zehn Prozent des Vorjahreswerts heruntergefahren worden. Auf die Frage, mit welchem Trick er denn die Arbeit einer Woche in drei Tage presse, antwortete Deutschmann damals:

"In der Infrastruktur geht das ja noch. Kritisch wird es erst dann, wenn es um die Prozesse geht, um Innovationen, um alles, was in Richtung Organisation geht. Da können Sie in drei Tagen pro Woche nicht viel ausrichten - zumal die Mitarbeiter unterschiedliche Formen der Kurzarbeit praktizieren und außer am obligatorischen Dienstag nie alle am Arbeitsplatz erreichbar sind. Allerdings haben wir aufgrund der Budgetkürzung ohnehin keine neuen Projekte in Angriff genommen. Die Mitarbeiter, die eigentlich für die Prozesse zuständig waren, beschäftigen sich hauptsächlich mit Support-Aufgaben. Insgesamt beschränken wir uns darauf, die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Mehr können wir wohl in diesem Augenblick nicht tun."

Trotzdem - oder gerade deswegen - schmiedete der von COMPUTERWOCHE und CIO zum Mittelstands-CIO 2008 gekürte Deutschmann einen Plan, wie er die geplante Restrukturierung des Unternehmens auf die IT übertragen könnte. "Für einen Betrieb, der sich aus wirtschaftlichen Gründen erheblich verkleinern muss, sind unsere Softwareapplikationen überdimensioniert", hatte Deutschmann festgestellt: "Vor allem die Wartung und Betreuung dieser Systeme ist viel zu teuer. Ich habe ausgerechnet, dass sich die Ablösung der bestehenden Systeme mit der Einführung einer schlankeren Software innerhalb von dreieinhalb Jahren amortisiert haben könnte. Die Geschäftsführung ist von meinen Vorstoß informiert und erwartet detaillierte Pläne. Nun hoffen wir auf einen Kredit der KfW, um diese Pläne auch in die Tat umsetzen zu können."

Der Kredit blieb aus, das Unternehmen wurde verkauft, die IT von 18 auf drei Leute verkleinert. Der CIO sucht heute - wie die anderen Führungskräfte auch - eine neue Herausforderung.