Deutsche Bank meets IBM

Wie die IT aus der Krise kommt

21.07.2009
Von 
Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.

Legacy als Chance?

JETTER: Wir sehen das ganz klar als Chance. In jeder Branche existieren die berühmten Monsteranwendungen, die müssen angegangen und modernisiert werden. Diese Monolithen sind nicht mehr in der Lage, den Anforderungen des Marktes an Geschwindigkeit und Flexibilität zu genügen. Deshalb stehen wir für offene Systeme und eine Service-orientierte Architektur (SOA). In unserer Verantwortung liegt es dabei, Architekturen anzubieten, die eine evolutionäre Entwicklung, eine Integration von alt und neu erlauben.

GAERTNER: In der Finanzindustrie ist es ein wichtiges Thema, alte Legacy-Anwendungen aufzubrechen und Standards einzuführen. Wir kommen einfach nicht mehr weiter, wenn wir nicht an gewissen Stellen radikale Schnitte machen. Wir können auch nur dann von neuen Technologien und neuen Paradigmen profitieren, wenn wir unsere Landschaften umbauen. Es ist ziemlich leicht, einen Service für eine Service-orientierte Architektur zu entwickeln, schwerer ist es, ihn in die bestehende Landschaft zu integrieren. Was wir bei uns auslösen, ist Standardisierung und Simplifizierung, darin besteht die große Chance, aber das ist eben auch sehr schwer zu realisieren. Wir müssen da als IT auch ein Stück weit vorinvestieren und Beispiele erzeugen, um echte Nachfrage hervorzurufen.

JETTER: Das Legacy-Problem zieht sich durch alle Branchen. Betrachten Sie nur die Vertragsabwicklung bei Versicherungen oder die alten Stücklisten der Automobilindustrie, die Buchungssysteme der Airlines oder die Warenwirtschaftssysteme der Retail-Branche. Flexibilisierungsbedarf finden Sie überall.

CW: Aber da bewegt sich doch seit Jahren wenig.

JETTER: Sie dürfen nicht vergessen, dass es sich dabei um die Herzstücke dieser Branchen handelt. Diese anzufassen stellt natürlich eine enorme Herausforderung dar.

GAERTNER: Hat die IBM auch noch solche Monster?

CW: Ja, sie betreibt sie.

JETTER: (Lacht, Anm. d. Red.) Nein, ernsthaft. Wir haben natürlich auch alte Anwendungen. Aber in unserem Projekt Blue Harmony modernisieren und vereinheitlichen wir unsere Backend-Systeme schrittweise. Alle zentralen Anwendungen werden dann über ein gemeinsames Backbone betrieben. Wir beginnen mit dieser Arbeit übrigens in China und in Deutschland.