IT-Prognose

2009 - das kommt auf Sie zu!

09.01.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Für IT-Abteilungen kommt es in der Krise darauf an, sich richtig zu positionieren und die wichtigen Themen zu adressieren.

Deutschland erwartet 2009 die schlimmste Wirtschaftskrise seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Mit dieser wenig ermutigenden Prognose verabschiedete sich die Bundesregierung in den Weihnachtsurlaub. Von Aussagen, die hiesige Wirtschaft werde im laufenden Jahr stagnieren oder gar leicht wachsen, haben sich die Politiker längst verabschiedet. Im Wirtschaftsministerium hält man inzwischen einen Konjunktureinbruch von bis zu drei Prozent für möglich. Ende Januar will Bundeswirtschaftsminister Michael Glos mit einer überarbeiteten Prognose an die Öffentlichkeit gehen.

Die will jedoch nicht mehr jeder hören. Selbst renommierte Ökonomen wie Klaus Zimmermann, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, plädierten dafür, angesichts der grassierenden Horrorszenarien auf weitere Prognosen zu verzichten. In Krisenzeiten würden die Vorhersagen oft negativ überzeichnet. Der Finanzexperte befürchtet, dass sich die Prophezeiungen selbst erfüllen könnten. Zudem sei die aktuelle Krise in ihrem Ausmaß schwer einzuschätzen: "Wir können sagen, da passiert etwas Schlimmes, aber wie schlimm es wird, können wir nicht sagen."

Wie schlimm erwischt es die IT-Branche?

Kaum ein Analyst zweifelt daran, dass 2009 ein schweres Jahr für die weltweite IT-Branche sein und der Druck auf Anbieter und Anwender steigen wird. Sicher ist jedoch nichts. Aus Sicht von Hartmut Lüerßen, Partner bei der Lünendonk GmbH, ist die wirtschaftliche Entwicklung für 2009 derzeit kaum seriös prognostizierbar. Das zeigten die mehrfach korrigierten Ausblicke der großen Wirtschaftsforschungsinstitute für 2009. Auch die Prognosen für den IT-Markt gingen weit auseinander.

Mit einem Gesamtumsatz von 144,6 Milliarden Euro im laufenden Jahr soll der deutsche ITK-Markt 2009 laut Bitkom stagnieren.
Mit einem Gesamtumsatz von 144,6 Milliarden Euro im laufenden Jahr soll der deutsche ITK-Markt 2009 laut Bitkom stagnieren.

Gartner geht davon aus, dass sich die IT-Budgets weltweit zwischen im besten Fall einem Plus von 2,3 Prozent und im schlechtesten Fall einem Minus von 2,5 Prozent bewegen. Am wahrscheinlichsten sei eine Stagnation der IT-Ausgaben im kommenden Jahr. Bereits in den Monaten September und Oktober 2008 habe sich das Wachstum des weltweiten IT-Markts gegenüber der Vorjahresperiode von 5,8 auf 2,3 Prozent abgeschwächt. Auch in Europa sei 2009 ein Schrumpfen des Marktes wahrscheinlich. Optimistischer sind die Auguren von IDC. Für die Region Emea erwarten sie noch knapp drei Prozent Wachstum. Allerdings haben auch sie ihre Erwartungen deutlich reduziert: Die aktuelle Wachstumsprognose liegt 1,5 Prozentpunkte unter dem letzten Forecast vor der Finanzkrise.

Der weltweite Wirtschaftsabschwung macht sich regional jedoch sehr unterschiedlich bemerkbar. Im IT-gesättigten Westeuropa sollen IDC zufolge die IT-Investitionen im kommenden Jahr nur noch um 1,2 Prozent zulegen. Währenddessen könnten die Wachstumsregionen in Zentral- und Osteuropa sowie im Nahen Osten und in Afrika nach Einschätzung der Auguren weiterhin gesunde Zuwächse zwischen 8,5 und 9,4 Prozent aufweisen.

"Der IT-Markt in Westeuropa ist für die absehbare Zukunft in eine Phase relativ schleppenden Wachstums eingetreten", konstatierte IDCs Research Director Marcel Warmerdam. "Viele IT-Anwender ändern angesichts der bevorstehenden härteren Zeiten bereits ihre Prioritäten und verschieben Projekte oder blasen sie gleich ganz ab." Diese Entwicklungen werden sich negativ im deutschen IT-Markt bemerkbar machen. Die hiesigen Geschäfte sollen den IDC-Analysten zufolge im laufenden Jahr im Vergleich zu 2008 lediglich um ein Prozent zulegen.