Apple-Chef

Tim Cook hält sich bei erstem großen Interview bedeckt

30.05.2012
Wer sich vom ersten großen Interview des neuen Apple-Chefs Tim Cook große Offenbarungen erhofft hatte, wurde enttäuscht.

Wie schon Apple-Gründer Steve Jobs setzt Cook auf Geheimhaltung, was das Geschäft angeht. Zugleich wird sein eigener Stil immer deutlicher. Tim Cook hat den iPhone-Konzern zwar transparenter gemacht - aber wenn es um künftige Produkte oder die Strategie geht, hält er genauso dicht wie sein legendärer Vorgänger Steve Jobs.

Beim ersten großen Interview seit dem Amtsantritt im vergangenen August gab Cook nur krümelweise neue Informationen Preis. Dazu gehört, dass eine vertiefte Integration von Facebook in die iPhones und iPads nicht vom Tisch ist, Apple sein weitgehend erfolgloses Musik-Netzwerk Ping einstellen könnte und den sprechenden "persönlichen Assistenten" Siri im iPhone 4S deutlich verbessern will. Einen großen Zukauf habe Apple gerade nicht im Visier.

Cook wurde in der Nacht zum Mittwoch bei der Konferenz D10 des zum "Wall Street Journal"-Netzwerk gehörenden Blogs "All Things Digital" interviewt. Allen Fragen nach dem nächsten iPhone oder einem möglichen Apple-Fernseher, über den seit Monaten heftig spekuliert wird, wich er konsequent aus. Stattdessen versprach er lediglich wie üblich "unglaubliche" neue Produkte. "Das ist eine großartige Frage. Ich werde sie nicht beantworten", sagte er etwa zu möglichen Produktankündigungen auf der Mitte Juni anstehenden Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco.

Apple werde die Anstrengungen bei der Geheimhaltung neuer Produkte noch verdoppeln, versprach Cook. Zuletzt waren bei immer mehr Apple-Geräten wichtige Informationen zumindest kurz vor deren Vorstellung durchgesickert. Als Schwachstelle gelten vor allem die vielen Zuliefererbetriebe in Asien. Erst am Dienstag tauchten im Blog "9to5Mac" angebliche Bilder des nächsten iPhone-Modells auf. In der Vergangenheit machten allerdings neben echten Enthüllungen auch diverse gefälschte Bilder im Internet die Runde.

Cook verteidigte in dem Interview den "persönlichen Assistenten" Siri, mit dem sich der Besitzer eines iPhone 4S unterhalten können - der aber oft dafür kritisiert wird, nicht gut genug zu funktionieren. "Die Kunden lieben Siri", sagte Cook. Zugleich arbeiteten viele Menschen bei Apple daran, die Funktion zu verbessern, und dies werde in den kommenden Monaten spürbar werden.

Cook bekräftigte zudem, dass Apple im Gegensatz zu Microsoft nicht auf ein Betriebssystem für Tablet und PC setzen werde. Wenn man Rücksicht auf Überbleibsel aus der PC-Welt nehme, halte dies die Innovation bei der Bedienung der Tablet-Computer zurück, argumentierte er. Zugleich glaube er nicht, dass Tablets die Notebooks und Desktops ganz ersetzen würden.

"Ich denke, wir können mehr zusammen machen", sagte Cook zum Verhältnis zum weltgrößten Online-Netzwerk Facebook. Außerdem versprach er Neuigkeiten, was eine tiefere Integration von Facebook in das iOS-System der iPhone und iPads angeht.

Er habe nie versucht, Steve Jobs zu ersetzen, sagte Cook. Der Apple-Gründer sei ein Genie und Visionär gewesen. "Ich denke, er ist unersetzlich." Er haben von Jobs vor allem gelernt, wie wichtig es sei, einen klaren Fokus auf das Wichtige zu behalten. Es sei klar, dass Apple sich in einiger Hinsicht verändern werde. Dies sei aber auch im Sinne von Jobs, der nicht gewollt habe, dass Apple sich frage, "was würde Steve tun?". (dpa/tc)