August-Wilhelm Scheer

IDS-Scheer-Gründer voller Tatendrang

08.07.2010
Bereits vor gut einem Jahr hat Unternehmensgründer August-Wilhelm Scheer der Darmstädter Software AG seine Mehrheitsanteile an der IDS Scheer verkauft.

Das brachte ihm geschätzte 200 Millionen Euro in die Kasse, an Ruhestand denkt der 68-Jährige aber nicht. Der emeritierte Hochschulprofessor gilt als Vorzeigeunternehmer par excellence, wird in seiner Branche bisweilen als "IT-Papst" gefeiert und ist Präsident des Branchenverbandes BITKOM. Auch ein Jahr nach dem Verkauf der Mehrheitsanteile an seinem "Lebenswerk" ist der Tatendrang des 68-Jährigen ungebremst: "Meine Mutter ist 97 geworden und hat bis 90 gearbeitet. Das muss zwar nicht sein. Ich will aber einfach weiter tätig sein. Denn solange man sich beschäftigt, lebt man noch", sagt er.

Die vor einem Jahr getroffene Entscheidung, sich von "seinem Unternehmen" zu trennen, bereut Scheer nicht. "Natürlich tut es mir einerseits leid, wenn jetzt das Firmen-Logo vom Dach kippt", sagt er. Der Verkauf sei aber nötig gewesen, damit die Firma eine reelle Chance habe, am Markt gegen die Großen der Branche wie IBM oder Google bestehen zu können. Scheer hatte das Unternehmen 1984 als "Spin-off" des von ihm geführten Uni-Instituts gegründet.

Die meiste Zeit jettet Scheer derzeit als Präsident des Branchenverbandes BITKOM, den er seit 2007 leitet, durch die Republik. Zwischendurch kümmert er sich um seine zweite Firma, die auf Lernsoftware spezialisierte imc. In seiner aus mehreren weißen Würfeln bestehende Villa im Bauhausstil nahe der Saarbrücker Uni spannt er zwischendurch aus und übt das Saxofonspiel.

Mindestens zweimal im Monat steht der Jazzer abends auf der Bühne, bisweilen zusammen mit Jazz-Größen wie dem letzten Miles-Davis Schlagzeuger Jimmy Cobb. Dabei ist Jazz für den gebürtigen Westfalen "mehr als nur Ausgleich". Er ist fasziniert von der Jazz-Welt, der "freundschaftlichen, fast familiären Atmosphäre" unter den Musikern.

Viele, die ihn näher kennen, bewundern das Multitalent als ehrgeizig, zielstrebig und fleißig. "Er hat uns viele Freiräume, gelassen, aber auch keine halben Sachen geduldet", erzählt eine Ex- Mitarbeiterin.

Allein durch den Verkauf seiner Mehrheitsanteile an der IDS Scheer AG hat der Wirtschaftsinformatiker schätzungsweise 200 Millionen Euro bekommen. Mit seinem Vermögen will er Sinnvolles tun - zwei Stiftungen hat er schon ins Leben gerufen: "Das ist ja so viel Geld, das kann man nicht in vernünftiger Form für sich ausgeben." Das Geld will er vor allem zum Ausbau eines Netzwerks kleiner "Start-up- Unternehmen" einsetzen. "Ich investiere in Menschen. Die müssen mir sympathisch sein, die müssen klug sein, die müssen tolle Ideen haben." (dpa/tc)