Klüngelei gefährdet den Erfolg

Teamarbeit - wichtig, aber keine Wunderwaffe

05.07.2013
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Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Bei Teamwork werden Produktivität und Qualität der Arbeit nicht automatisch besser. Stefan Bald sagt, warum.

Viele Unternehmen betrachten Teamarbeit als Wunderwaffe, um die Produktivität und Qualität der Arbeit zu steigern. Doch im Betriebsalltag werden diese Ziele leider oft nicht erreicht. Auch weil vielen unklar ist: Was ist ein Team? Wie entsteht ein Team? Wie funktioniert ein Team? Und: Was braucht ein Team, um effektiv zu arbeiten? Hierzu einige Überlegungen:

Sind Sie auch teamfähig? Laut Wirtschaft sollte jeder diese Frage mit Ja beantworten können.
Sind Sie auch teamfähig? Laut Wirtschaft sollte jeder diese Frage mit Ja beantworten können.
Foto: Maximilian Haupt, Fotolia.com

Welche Mitarbeiter eines Unternehmens müssen "teamfähig" sein? Alle! Diesen Eindruck gewinnt man bei der Lektüre von Stellenanzeigen. In ihnen wird meist von dem neuen Mitarbeiter gefordert: Er soll "teamfähig" sein - unabhängig davon, ob das Unternehmen einen Lagerarbeiter, Betriebswirt oder Bereichsleiter sucht.

Fakt ist: Der Begriff ‚teamfähig" hat sich zu einer Leerformel entwickelt. In Stellenanzeigen kann er sehr viel bedeuten. Zum Beispiel, dass der neue Mitarbeiter ohne Widerspruch macht, was man ihm sagt. Gemäß der Maxime: Nicht schwätzen, sondern schaffen! Er kann aber auch das Gegenteil bedeuten: Der Neue soll über den Rand seines Schreibtischs hinausgucken, mitdenken und eigene Ideen einbringen.

Nicht jede Form der Zusammenarbeit ist Teamarbeit

Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff "Teamarbeit". Auch er wird inflationär und völlig unterschiedlich gebraucht. Manche Unternehmen sprechen bereits von Teamarbeit, wenn zwei Mitarbeiter gemeinsam Briefe eintüten. Bei solchen Routinearbeiten von Teamarbeit zu sprechen, ist Nonsens - selbst wenn sich die Mitarbeiter dabei ab und zu darüber abstimmen müssen "Wer macht was?". Dann praktizieren sie trotzdem keine Teamarbeit. Sie arbeiten schlicht zusammen.

Echte Teamarbeit wird in der Regel in Unternehmen nur eingeführt und praktiziert, wenn "harte Nüsse" zu knacken sind. Also wenn zum Beispiel komplexe Aufgaben zu lösen sind, die das Know-how mehrerer Experten unterschiedlicher Disziplinen erfordern. Teamarbeit ist zudem meist sinnvoll, wenn Lösungen für Probleme gefunden werden sollen, die mehrere Unternehmensbereiche betreffen - nicht nur um sicherzustellen, dass in die Problemlösung die Erfahrungen aller betroffenen Bereiche einfließen, sondern auch dass sich alle mit der vereinbarten Lösung identifizieren. Sonst ergeben sich fast automatisch Schwierigkeiten bei der Umsetzung.