Kommission

EU will Buch-Digitalisierung vorantreiben

07.09.2009
Mit neuen Regeln zum Urheberrecht will die EU-Kommission in Zukunft die Digitalisierung von Büchern in Europa vorantreiben.

"Wenn wir zu langsam digital werden, könnte die Kultur Europas in Zukunft darunter leiden", hieß es am Montag in Brüssel in einer gemeinsamen Mitteilung von EU- Medienkommissarin Viviane Reding und Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy nach einem Treffen mit Experten zu diesem Thema.

Der Internet-Konzern Google begrüßte den Willen der Kommission, an einer europäischen Lösung zu arbeiten. "Mit einer einheitlichen, EU-weiten Lösung könnten wir unserer Dienste besser anbieten", sagte ein Sprecher des Konzerns.

In den vergangenen Jahren hat Google weltweit rund zehn Millionen Bücher digitalisiert. In den USA hat sich der führende Suchmaschinenbetreiber mit Autoren und Verlagen auf einen Vergleich, das sogenannte "Google Book Settlement", geeinigt, um auch urheberrechtlich geschützte Bücher zu scannen und in längeren Passagen ins Internet zu stellen. Zwar soll der Vergleich nur in den USA gelten, dennoch sorgte er in Europa - allen voran in Deutschland - für Kritik. Denn unter den dort eingescannten Büchern sind auch Millionen Werke nicht-amerikanischer Autoren.

"Es geht in der Vereinbarung zwar auch um Rechteinhaber außerhalb der Vereinigten Staaten, aber die Verbreitung beschränkt sich auf die USA", hielt eine Google-Sprecherin am Montag in Brüssel der Kritik entgegen. Im Zuge der Einigung soll in den USA eine "Book Rights Registry" ins Leben gerufen werden. Dieses Register sammelt Informationen über die Rechteinhaber und verteilt die Einnahmen für digitalisierte Bücher. Dabei geht es um Werke, die nicht mehr gedruckt und somit im Handel nicht mehr erhältlich ("vergriffen"), oft aber noch urheberrechtlich geschützt sind. Autoren und Verleger digitalisierter Bücher sollen zu 63 Prozent an etwaigen Einnahmen beteiligt werden. "Bis heute existiert in der EU kein entsprechender Ansatz", hieß es in der Mitteilung der Kommissare.

Unter anderem mit zwei solchen Robotern von Treventus scannt die "Stabi" in München - unabhängig von der Kooperation mit Google - eigene Bestände.
Unter anderem mit zwei solchen Robotern von Treventus scannt die "Stabi" in München - unabhängig von der Kooperation mit Google - eigene Bestände.
Foto: Treventus

Nach dem Willen von Medienkommissarin Reding könnte ein EU-weites Register nach diesem Vorbild auch ein sinnvolles System für Europa sein. Eine "europäische Lösung" solle "frischen Wind" in die Diskussion bringen und "jedem Bürger mit einer Internetverbindung Zugang zu Millionen von Büchern ermöglichen, die heutzutage in verstaubten Regalen versteckt sind". Denn gerade was nicht mehr gedruckte Bücher oder solche mit ungeklärtem Urheberrecht angehe, müsse die sehr fragmentierte europäische Gesetzgebung an das digitale Zeitalter angepasst werden.

Google arbeitet weltweit mit rund 30 Bibliotheken zusammen. In Europa gehören unter anderem die britische Oxford Library sowie die Bayerische Staatsbibliothek in München dazu. Bisher sind nur rund ein Prozent der Bücher in europäischen Bibliotheken digitalisiert worden. In Deutschland gelten Bücher 70 Jahre nach dem Tod des Autors als "gemeinfrei". (dpa/tc)