Open-Source-Anbieter droht VMware

Amazon Web Services und Eucalyptus

20.09.2012
Von 


René Büst ist Research Director in Gartners Managed Business and Technology Services Team mit Hauptfokus auf Infrastructure Services & Digital Operations. Er analysiert Entwicklungen im Bereich Cloud Computing (Anbieter von Managed Cloud-Services und Public Cloud sowie Cloud-Strategien wie IaaS, PaaS und Multicloud), digitale Infrastrukturen und Managed Services sowie den Einfluss der digitalen Transformation auf die IT. Seit Mitte der 90er Jahre konzentriert sich Herr Büst auf den strategischen Einsatz der IT in Unternehmen und setzt sich mit deren Einfluss auf unsere Gesellschaft sowie disruptiven Technologien auseinander.
Nach der Partnerschaft mit Amazon konzentriert sich der Open-Source-Spezialist Eucalyptus auf Private und Hybrid Clouds. Der große Gegner heißt VMware.

Eucalyptus-CEO Marten Mickos ist kein Unbekannter in der Branche. Schon als Chef von MySQL, das die gleichnamige Open-Source-Datenbank entwickelte, warb der Manager für die Vorzüge quelloffener Software. Jetzt will der Spezialist für Private-Cloud-Software seine Vertriebs- und Support-Aktivitäten in Mitteleuropa verstärken und insbesondere VMware angreifen. Im Visier hat Mickos dabei vor allem auch deutsche Kunden, wie er in einem Interview mit der COMPUTERWOCHE verriet.

Eucalyptus-CEO Marten Mickos: "Als Anbieter einer Private -Cloud-Software brauchen wir auch eine Hybrid-Cloud- Lösung."
Eucalyptus-CEO Marten Mickos: "Als Anbieter einer Private -Cloud-Software brauchen wir auch eine Hybrid-Cloud- Lösung."
Foto: Marten Mickos

Die Strategie des Unternehmens aus dem US-amerikanischen Santa Barbara basiere auf der im März angekündigten Kooperation mit Amazon Web Services, erklärte der Manager. Im Zuge der Partnerschaft werde Amazon Eucalyptus technisch unterstützen. Ziel sei es, dass beide Anbieter dasselbe API verwenden. Damit soll der Datenaustausch zwischen Private Clouds auf Basis von Eucalyptus und der Amazon-Cloud verbessert werden. Kunden erhielten die Möglichkeit, mit denselben Management-Tools beide Cloud-Infrastrukturen zu steuern und zu verwalten. Mickos: "Als Anbieter einer Private -Cloud-Software brauchen wir auch eine Hybrid-Cloud- Lösung." Im Rahmen der Partnerschaft gehen Amazon Web Services und Eucalyptus auch gemeinsam auf Kundenakquise. Eucalyptus wird zum Beispiel in den kommenden Versionen seiner Software auch bekannte AWS Services wie Elastic Load Balancing und Auto Scaling als neue Funktionen präsentieren.

Deutschland ist für Eucalyptus kein Neuland. Mit dem Social Gaming Anbieter Plinga und dem Sportartikelhersteller Puma gehören bereits zwei bekannte Namen zum Kundenportfolio. Dabei ist Plinga das Vorzeigebeispiel für die Nutzung einer Hybrid Cloud auf Basis von Eucalyptus. Als das Unternehmen vor längerer Zeit ein neues Spiel auf dem Markt brachte, ließ es das System zunächst auf der Amazon-Cloud laufen. Der Grund: das Wachstum und die Popularität des Spiels waren nicht abzuschätzen. Nachdem sich die Zugriffe eingependelt und die Popularität sich stabilisiert hatte, begann Plinga damit, das Spiel auf der eigenen Private Cloud mit Eucalyptus zu hosten.

"OpenStack ist kein Produkt"

Foto: Jakub Jirsak, Fotolia.de

Angesprochen auf die Konkurrenzsituation nennt Mickos ohne zu überlegen VMware. Das Cloud-Portfolio des Herstellers ist nach seiner Einschätzung jedoch zu unübersichtlich. Kunden benötigten zu viele Produkte, um damit eine Cloud-Umgebung aufzubauen. Eucalyptus hingegen bestehe im Prinzip aus einem Stück Software, die installiert und konfiguriert werden müsse. Mickos kritisiert insbesondere eine Lock-in-Situation, in die sich Kunden mit VMware begäben.

So konzentriere sich VMware beispielsweise nur auf einen Hypervisor: "Wir versuchen nicht, VMware im Unternehmensumfeld zu ersetzen", so der Manager. "Wir wollen VMware-Kunden lediglich ein Druckmittel in die Hand geben, mit dem sie zeigen können, dass sie auch andere Hypervisor nutzen möchten." VMware betrachte das Thema Cloud Computing überdies nur als ein weiteres Feature, das auf die Virtualisierung aufsetzt.

Anderen Open-Source-Lösungen für die Cloud wie OpenNebula, OpenStack oder CloudStack zollt Mickos zwar Respekt. Er sieht sie aber nicht als direkte Konkurrenten an: "OpenNebula wird in der Regel im Bereich High Performance Computing und nicht im Unternehmensumfeld eingesetzt. CloudStack konzentriert sich auf Service Provider." Dennoch schätze er CloudStack zumindest als Mitbewerber von Eucalyptus ein, OpenStack hingegen nicht.

"OpenStack wird überwiegend in Public Clouds eingesetzt. Zum Beispiel ist Hewlett-Packards Cloud die größte OpenStack-Installation weltweit und steht im direkten Wettbewerb zu AWS ." Insbesondere aufgrund der Entstehung und der Herangehensweise mache ihm OpenStack keine großen Sorgen. Es handele sich dabei nicht um ein Produkt, sondern vielmehr um viele kleine Projekte, die erst zusammen eine Cloud-Umgebung ergäben und für jede Umgebung neu angepasst werden müssten.