Google Drive ist da

Internet-Riese startet Online-Speicher

25.04.2012
Google arbeitet an seiner Vision: Computernutzer sollen ihr digitales Leben komplett im Netz verbringen können.

Ein zentraler Bestandteil ist der Speicherdienst Google Drive, den das Unternehmen jetzt eröffnet hat. Damit ist der Internet-Konzern allerdings spät dran.

Google heizt den Wettbewerb unter den Speicherdiensten an: Der Internet-Riese hat am Dienstag sein lange erwartetes Online-Laufwerk Google Drive eröffnet. Google Drive ersetzt und erweitert das bisherige Dokumenten-Sharing "Google Docs" ("Text und Tabellen") und ergänzt es um allerlei Web-Viewer - unter anderem sogar für Photoshop-Dateien - und Programme zur Integration in den Windows Explorer und Macintosh-Finder.

Privatnutzer und Unternehmen können darauf bis zu fünf Gigabyte Daten kostenlos ablegen, für eine größere Kapazität wird eine Monatsgebühr fällig. Google Drive ist mit anderen Anwendungen des Internet-Riesen eng verzahnt, etwa der Büro-Software Google Apps for Business und dem Sozialen Netzwerk Google+. Das virtuelle Laufwerk sei ein zentraler Bestandteil der Online-Dienste von Google, sagte Manager Sundar Pichai. Allerdings trifft das Unternehmen auf viele Konkurrenten, die derzeit ihre Dienste mit neuen Funktionen aufrüsten.

Mit dem Google Drive habe man die eigenen Informationen immer zur Hand, sagte Pichai der Nachrichtenagentur dpa. Das Online-Laufwerk funktioniere unabhängig davon, welches Gerät oder welche Anwendung man verwende, sagte der Manager, der bei Google die Entwicklung des Browsers Chrome und des Betriebssystems Chrome OS leitet. Dem Blog "All Things Digital" gegenüber erklärte Pichai, bei Google Drive gehe es darum "Daten im Kontext verfügbar" zu haben - im Gegensatz zum Wettbewerb, der lediglich auf das Teilen von Dateien fokussiere.

Das virtuelle Laufwerk ist im Browser über die Adresse drive.google.com erreichbar. Für Windows- und Mac-Rechner bietet Google lokal installierbare Programme an, die das Dateimanagement erleichtern sollen. Zudem gibt es eine Anwendung für Smartphones mit dem Betriebssystem Android, eine Version für Apple-Geräte soll bald folgen. Google ermöglicht externen Entwicklern, den Online-Speicher über Programmierschnittstellen (APIs) für ihre eigenen Anwendungen zu nutzen (derzeit nur Web-Apps). Als Beispiel nannte Pichai ein Fax-Progamm, das Dateien vom virtuellen Laufwerk direkt sendet.

Wie die meisten Wettbewerber bietet Google eine Basisversion mit 5 Gigabyte (GB) Speicher kostenlos an. 25 GB Platz kosten 2,50 Dollar im Monat, für 100 GB werden 5 Dollar fällig. Für 1000 GB verlangt Google 50 Dollar. Der Dienst ist zwar offiziell eröffnet, viele Nutzer bekamen am Dienstag zunächst aber nur den Hinweis, dass sie benachrichtigt werden, wenn ihre Online-Festplatte bereit ist.

Eine zentrale Rolle soll der Dienst beim Google-Betriebssystem Chrome OS spielen, das Dateien und Programme aus dem Internet lädt und dort speichert. Google Drive werde in der neuen Generation der Chromebooks - also Notebooks mit der Software - fest integriert, kündigte Pichai an: "Alles, was auf dem Chromebook ist, wird auch im Google Drive sein." Bereits verkaufte Geräte mit dem System sollen ein Update mit den neuen Funktionen erhalten.

Google ist mit seinem Google Drive allerdings spät dran. Der Vorreiter Dropbox vermarktet seinen Dienst beispielsweise schon seit 2007. Erst am Montag hatte Microsoft angekündigt, sein SkyDrive um diverse Funktionen zu erweitern, etwa um eine nahtlose Integration für Windows-PCs und einen automatischen Abgleich von Dateien. Auch Apple bietet mit der iCloud Speicherplatz in der Wolke an. In Deutschland gibt es unter anderem bei Strato und der Deutschen Telekom virtuelle Laufwerke. (dpa/tc)