Analyse

IT-Riesen drängen in die Cloud

26.01.2010
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Microsoft baut eigene Clouds

Auch Hersteller ohne Hardwareprodukte können in der Cloud-Welt punkten. Die wohl umfassendste Strategie hierzu verfolgt Microsoft. Der Softwareriese brachte im vergangenen Jahr seine eigene Cloud-Basis Azure auf den Markt. Diese soll als Betriebssystem ausschließlich dazu dienen, dass Microsoft selbst über damit betriebene Umgebungen Cloud-Dienste anbieten kann. Vorrangig sollen Azure-basierende Services zunächst Entwicklern angeboten werden. Microsoft tritt damit in Konkurrenz zu Amazon EC2. Allerdings kann sich der Anbieter auch vorstellen, anderen Anwendern auf Azure basierende Dienste zu offerieren. SQL-Services auf Azure zum Beispiel sind auch für kommerzielle Anwender außerhalb des Entwicklungsbereichs interessant. Auslizenzieren möchte Microsoft Azure aber vorläufig nicht.

Kunden, die Private Clouds betreiben, verweist die Windows-Company auf andere Produkte: Hyper-V für die Server-Virtualisierung, AppV für die Anwendungsvirtualisierung und VDI (Virtual Desktop Infrastructure) oder Microsoft Enterprise Desktop Virtualization für die Virtualisierung von Client-Systemen. Beim Aufbau entsprechender Umgebungen hilft das "Dynamic Datacenter Toolkit for Enterprises." Dieses System ermöglicht die Kommunikation über eine Web-Schnittstelle. Anwender können dabei auch auf Selbstbedienungsfunktionen zurückgreifen.

Citrix kauft Hardware

Citrix baut in diesem Szenario auf seine lange Erfahrung bei der Anwendungs-Virtualisierung. Daniel Liebisch, zuständig für die Geschäftsentwicklung in Zentraleuropa, hält Cloud zwar für geschäftsträchtig, aber noch recht "nebulös". Vor der Konkurrenz ist ihm nicht bange. "Immerhin läuft die Amazon-Cloud auf Xen-Server", meint er selbstbewusst. Um interne oder externe Clouds besser unterstützen zu können, hat sich das Unternehmen mittlerweile auf der Hardwareseite verstärkt und bündelt seine Xen-Lösungen (Server, Desktop, Application) mit Appliances für die Beschleunigung der komplexen Prozesse. Hierbei handelt es sich um die Netscaler-Systeme, die als Cache und Loadbalancer fungieren, Repeater und WAN-Beschleuniger von Orbital Data und um Access-Gateways, die beispielsweise die Verschlüsselung übernehmen. Ob die Anwender diese Produkte verwenden, bleibt ihnen überlassen, die Lizenz wird jedenfalls mit der Software mitgeliefert - die Hardware muss extra erworben werden.

Parallels setzt auf Provider

Ein gern unterschätzter Anbieter ist Parallels. Das Unternehmen ist noch in privaten Händen und kleiner als Citrix oder VMware, hat aber Spätstartern wie etwa Red Hat, wo man ebenfalls an einem Cloud-Produkt bastelt, einiges an Erfahrung voraus. Besonders im Markt der Serviceprovider für kleine Kunden, die gleichartige oder ähnliche Services massenweise kaufen, ist die Software von Parallels wegen ihres strikt modularen Aufbaus und der integrierten Billing-Plattform sehr verbreitet. "Unser Marktanteil bei den großen Hostern von Cloud-Systemen liegt bei über 50 Prozent", behauptet Stefan Hölzl, Geschäftsführer EMEA.