Gartner

Client-Virtualisierung wird strategisch wichtig

16.06.2009
Von pte pte
Die im Angesicht der Finanzkrise derzeit wichtigsten Themen für IT-Verantwortliche sowie strategisch bedeutende Technologien für die kommenden Jahre waren heute Gegenstand eines Pressegesprächs mit Peter Sondergaard, Senior Vice President und Leiter der Sparte Research bei Gartner.

Das Cloud Computing, das derzeit in aller Munde ist, werde zunächst ein Abklingen des aktuellen Hypes erleben, ehe die Technologie wirklich reift, glaubt der Gartner-Experte. Im Bereich Virtualisierung wiederum sollten sich Unternehmen nach Ansicht von Sondergaard neben der Anwendung im Server- und Storage-Bereich verstärkt auch mit den Möglichkeiten der bislang eher vernachlässigten Client-Virtualisierung befassen.

Peter Sondergaard, Gartner
Peter Sondergaard, Gartner
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Während bereits jetzt große Aufmerksamkeit besonders auf die Server- aber auch die Storage-Virtualisierung gerichtet wird, fehlt es bislang an wirklich unternehmensweiten Zugängen zum Thema Virtualisierung, so Gartner. Dabei würden sich gerade im Client-Bereich große Einsparungspotenziale ergeben, meint Sondergaard. Er fragt bewusst provokativ: "Warum hören Unternehmen nicht auf, PCs zu kaufen?" Man müsse darüber nachdenken, Mitarbeitern "portable Persönlichkeiten" zu geben, mit denen sie auf eigenen Geräten in virtuellen Unternehmensumgebungen arbeiten können.

Zwar seien gute Tools dafür noch nicht verfügbar, doch würden sich diese sicherlich entwickeln. Malware-verseuchte Privat-PCs könnten dabei eine sicherheitstechnische Herausforderung bedeuten. "Heute nutzen unseren Recherchen zufolge etwa ein Drittel der Nutzer in Firmen Anwendungen, die nicht dem Unternehmensstandard entsprechen", betont Sondergaard aber auf Nachfrage von pressetext. Auch mit einem derartigen Abweichen von internen IT-Vorgaben sind große Sicherheitsrisiken verbunden. "Den Nutzern virtuelle Arbeitsumgebungen zu geben, könnte also eine gute Idee sein", so der Gartner-Research-Leiter. Freilich sei effektive Client-Virtualisierung ein mehrjähriges Projekt für Unternehmen.

Zeit wird auch das Cloud Computing brauchen, das Gartner als "eine Art des Computing, bei der massiv skalierbare und nachgiebige IT-Ressourcen externen Kunden mittels Internet-Technologien 'as a Service' angeboten werden" bezeichnet. Der Ansatz sei derzeit auf dem Höhepunkt des Hypes, während sich in zwölf Monaten wohl kritische Stimmen häufen würden, so Sondergaard. Es werde wohl fünf bis sieben Jahre dauern, ehe das Cloud Computing ausreift, da viele Unternehmen erst ihre Geschäftsmodelle anpassen müssen.

Der Analyst verweist beispielsweise auf Microsoft, das zwar mit "Azure" ins Geschäft mit As-a-Service-Lösungen eingestiegen ist, aber nach wie vor massiv an vorab lizenzierter Software - speziell dem Betriebssystem Windows - verdient. Der Übergang zu servicebasierten Geschäftsmodellen müsse daher vorsichtig erfolgen, da die Finanzmärkte auf eine plötzliche Veränderung der Cash-Flow-Dynamik empfindlich reagieren würden. Das gelte ebenso für viele andere Branchengrößen.

Schon 2012 werden nach Gartner-Schätzung 80 Prozent der Fortune-Global-2000-Unternehmen Cloud Computing in irgendeiner Form nutzen. Allgemein dürfte sich der Ansatz auf den Ebenen System- und Applikations-Infrastruktur und der Applikationsebene rasch für Unternehmen aller Größen als interessant erweisen, meint Sondergaard. Auf der Informationsebene verweist er auf Google Maps als Beispiel eines existierenden Daten-Angebots. "Irgendwann könnte es sich als wertvoll erweisen, derzeit interne Daten extern zugänglich zu machen", glaubt er.

In Sachen Cloud-Technologie auf Infrastrukturebene rechnet Sondergaard eher mit dem Erfolg von Anbietern aus größeren nationalen Märkten. "Da geht es zunächst ums Kapital, wodurch Unternehmen entsprechender Größenordnung begünstigt werden", erklärt er. Der Gartner-Research-Leiter nennt China als Land, dass in Sachen Cloud-basierter System-Infrastruktur in fünf bis zehn Jahren zum absoluten Schwergewicht werden könnte. "Viele große japanische Unternehmen betreiben bereits jetzt einen Teil ihrer IT in China", so Sondergaard. Doch auch für Anbieter aus kleineren Ländern gibt es viel Platz im Cloud-Geschäft. "Auf den höheren Ebenen geht es um Innovationen und Ideen", betont der Analyst. (pte)