Informierten Kreisen zufolge will das Board von Videocon Industries, noch am heutigen Mittwoch zusammen kommen, um über die Strategie zur Übernahme des Motorola-Bereichs zu diskutieren. Das Unternehmen erwäge, anschließend die Handy-Produktion aus Kostengründen nach Indien zu verlagern, erklärte Chairman Dhoot dem "Business Standard". Eine Preisvorstellung nannte Dhoot nicht. Nach Schätzungen von Merril Lynch ist das Handy-Geschäft von Motorola mehr als 3,8 Milliarden Dollar wert - dies entspräche über dem doppelten Marktwert von Videocon.

Sollte das Geschäft klappen, will der indische Anbieter von Consumer Electronics und Haushaltsgeräten die Mobilfunkgeräte über seine Vertriebskette mit rund 1000 Shops verkaufen. Gleichzeitig erwägt Videocon, ein eigenes GSM-Mobilfunknetz in Indien zu errichten - die Lizenzen für den Betrieb hat der Konzern bereits erhalten.

Anders als in vielen Industrieländern ist der indische Mobilfunkmarkt noch keineswegs gesättigt, sondern weist Zuwachsraten von monatlich über acht Millionen Nutzer auf. Nach Angaben der indischen TK-Regulierungsbehörde Trai (Telecom Regulatory Authority of India) in Delhi besaßen Ende Februar "nur" 251 Millionen Inder einen Handy-Vertrag - das ist nicht einmal ein Viertel der Gesamtbevölkerung.

Motorola hatte im vergangenen Monat bekanntgegeben, die Bereiche Mobilfunkgeräte und Netzinfrastruktur im kommenden Jahr in zwei unabhängige Unternehmen aufzuspalten. Der Konzern folgte damit den Forderungen von Aktionären, nachdem das stark schwächelnde Geschäft mit Mobiltelefonen Motorola zuletzt in die Verlustzone gedrängt hatte.

Videocon ist nicht das erste indische Unternehmen, das im Ausland zukauft. Zuletzt kündigte Tata Motors an, die Marken Jaguar und Land Rover von Ford für 2,3 Milliarden Dollar zu erwerben. (mb)