Finnen wollen 60 bis 70 Stunden pro Woche durchdrücken

Gewerkschaft wirft Nokia in Rumänien "Sklaverei" vor

19.02.2008
Der rumänische Gewerkschaftsbund Cartel Alfa hat dem finnischen Handy-Hersteller Nokia vorgeworfen, in seiner neuen Fabrik im rumänischen Jucu die Arbeitszeit über das in Rumänien zulässige Maß hinaus verlängern zu wollen.

Dies wäre "eine neue Form der Sklaverei", sagte der Präsident von Cartel Alfa, Bogdan Hossu, am Dienstag, wie die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax berichtete. An den rumänischen Standort wird die Produktion des Handy-Werks in Bochum verlagert, das im Gegenzug geschlossen wird.

Nokia wolle über eine Änderung des rumänischen Arbeitsgesetzes erreichen, dass die Arbeiter in Jucu für 60 bis 70 Stunden pro Woche zur Arbeit verpflichtet werden dürfen, sagte Hossu weiter. Derzeit seien höchstens 48 Stunden zulässig. Rumäniens Arbeitsminister Paul Pacuraru hatte vor einigen Tagen erklärt, Nokia habe bei ihm eine Änderung des Arbeitsgesetzes mit dem Ziel beantragt, dieses "flexibler" zu machen. Einzelheiten wurden nicht genannt.

Nokia hat am 11. Februar in Jucu mit der Handyproduktion begonnen. Vorerst hat die Fabrik 350 Angestellte, bis Ende 2009 sollen es 3500 werden. Unterdessen prüft die EU-Kommission, ob Nokia in Rumänien unzulässige Vergünstigungen bekommen hat. Medienberichten zufolge interessiere sich Brüssel insbesondere für die geplante Befreiung des finnischen Konzerns von der lokalen Immobiliensteuer.

Diese Vergünstigung ist nach Angaben des Industriepark-Betreibers in Jucu, Tetarom, nicht nur für Nokia, sondern für alle Mieter des Industrieparks geplant. Derzeit hat der Park "Tetarom III" in Jucu aber juristisch noch nicht den Status eines Industrieparks. Dieser Status ist eine Voraussetzung für die Befreiung von der Immobiliensteuer. Diese Formalitäten sollen binnen zwei Monaten geregelt werden, hieß es. (dpa/tc)