Mobile World: Blackberry erobert das Wohnzimmer

11.02.2008
Gemeinsam mit Telefonica hat Mobile-E-Mail-Spezialist RIM auf dem Mobile World Congress die Consumer-Variante "Unite" des Blackberry-Servers vorgestellt.

Im Enterprise-Business ist RIM mit seiner Blackberry-Plattform mittlerweile eine feste Größe und hat nach eigenen Angaben einen Marktanteil von über 90 Prozent. Diese Erfolgsgeschichte will die Company nun im Consumer-Segment mit Unite fortschreiten. Unite fungiert quasi als Gegenstück zum Blackberry Enterprise Server (BES) und soll auf den PCs der Verbraucher installiert werden. Über Unite erhalten diese dann Zugriff auf ihre Mails, Videos, Musikdateien oder Fotos. Nach der Einführung mit Telefonica soll Unite im Laufe des Jahres auch über Mobilfunkanbieter in Deutschland erhältlich sein. Allerdings machte RIM keine näheren Angaben dazu, welche Netzbetreiber dies sein werden.

Im Gegensatz zu den großen Enterprise-Varianten benötigt Unite keine direkte Anbinung an einen Mail-Server, sondern holt sich die Mails direkt beim jeweiligen Provider ab und leitet sie dann auf die Blackberrys weiter. Ein Punkt, der laut Dean Pacey, Vice President bei Blackberry, das Produkt auch für kleine Unternehmen ohne dedizierten Mail-Server interessant macht. Zumal für diese mit Unite die finanzielle Einstiegshürde in die Blackberry-Welt besonders niedrig ist: Das für bis zu fünf User geeignete Produkt ist kostenlos, während der Blackberry Professional Server als kleiner Bruder des Enterprise Servers mit einer Fünf-Benutzer-Lizenz 500 Dollar kostet. Allerdings skaliert dieser im Gegensatz zu Unite und kann so später für mehr Benutzer ausgebaut werden. Zudem erhalten die Professional-Kunden direkten Support von RIM, während Unite-Benutzer auf das Know-how ihres Mobilfunkanbieters vertrauen müssen.

Dass Consumer in Zeiten, in denen Green IT das Hype-Thema schlechtin ist, ihren PC für Unite rund um die Uhr laufen lassen müssten, hält Pacey nicht für ein Problem - moderne PCs seien längst nicht mehr die Stromfresser der letzten Jahre seien. Fragen danach, ob die Company eventuell eine Unite-Portierung auf eine weniger stromsparende Linux-Applicane (die etwa gleichzeitig als NAS im Soho dienen kann) plane, beantwortete Pacey nur ausweichend: "Unite für den PC ist der erste Schritt, was wir dann als Zweites machen, ist offen." Oder anders formuliert: Auf eine Unite-Appliance werden die Kunden wohl noch zwei bis drei Jahre warten müssen.

Auch ein anderes Hyp-Thema des Mobile World Congress - Mobile TV - ist für RIM in den nächsten Jahr kein Thema. "Dies steht derzeit bei uns nicht auf der Roadmap", so Pacey. Punkten wollen die Kanadier dagegen im Consumer-Bereich, der künftig ein Drittel zum Umsatz beitragen soll, mit dem Ausbau des Zubehörgeschäfts. Ähnlich wie es Apple mit dem iPod vorgemacht hat, baut RIM rund um den Blackberry ein Zubehör-„Ökosystem“ auf.

Neben per Bluetooth gekoppelten Stereo-Boxen folgt nun ein ein Bluetooth-Stereo-Adapter, um die kleinen Mail-Maschinen mit der heimischen Hifi-Anlage zu verbinden. Zudem ist eine Bluetooth-Schnittstelle für das Auto geplant, um die Geräte unterwegs als mobilen Musikspeicher zu nutzen. Im nächsten Schritt soll zudem die Koppelung mit den Freisprecheinrichtungen der Fahrzeuge folgen. Offen ist hier allerdings noch, wann der Blackberry dann unterwegs dem Fahrer seine E-Mails vorliest. Bei der Entwicklung länderspezifischer Text-to-speech-Anwendungen setzt RIM auf die Zusammenarbeit mit Partnern. (hi)