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Für 300 bis 400 Millionen Euro

Freenet will Strato verkaufen

06.07.2009
Nach wochenlangen Spekulationen hat der Mobilfunk-Anbieter Freenet nun seine Webhosting-Tochter Strato offiziell zum Verkauf gestellt.

Der Vorstand wolle von potenziellen Käufern Interessenbekundungen einholen, teilte freenet am Montag in Büdelsdorf mit. Es gebe bereits eine Reihe von Interessenten für Strato, fügte ein Sprecher auf Anfrage hinzu. Dabei handele es sich sowohl um strategische Investoren aus der Branche als auch um Finanzinvestoren aus dem Private-Equity-Bereich. Es sei durchaus möglich, dass der Verkauf der Tochter noch in diesem Jahr abgeschlossen werde. Über mögliche Preisvorstellungen wollte sich der Sprecher nicht äußern. Konkrete Gerüchte über den Schritt hatte es bereits vor einem Monat gegeben.

Den Aktien gab die Nachricht nur einen kurzen Schub. Die Papiere verloren weiterhin 2,85 Prozent auf 7,16 Euro, nachdem sie die Verluste kurzzeitig bis auf 7,30 Euro reduziert hatten. Seit dem erfolgreichen Verkauf der DSL-Sparte an United Internet Ende Mai wird über die Trennung von der Webhosting-Tochter spekuliert. Kreisen zufolge wollen die Büdelsdorfer bis zu 400 Millionen Euro für Strato. Analysten rechnen eher mit einem niedrigeren Verkaufserlös.

"Wenn freenet am Ende 300 Millionen Euro für Strato bekommen würde, wäre das schon ein sehr gutes Geschäft", sagte Sal.Oppenheim-Analyst Marcus Sander. Er sieht eine große Bandbreite von Interessenten. Neben Unternehmen im DSL-Bereich wie United Internet könnte die freenet-Tochter nach Meinung des Analysten auch Unternehmen wie Microsoft anziehen. Für Private-Equity-Investoren sei Strato vor allem wegen seines stabilen Cashflows interessant. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth hatte bereits auf seiner Hauptversammlung im Mai Interesse an dem Geschäftsbereich bekundet.

freenet hat nach der Übernahme des kleineren Rivalen debitel im vergangenen Jahr einen Schuldenberg von mehr als einer Milliarde Euro angehäuft. "Wir wollen uns weiter entschulden", sagte der Sprecher. Allerdings sei freenet durchfinanziert und nicht gezwungen zu verkaufen. Außerdem sei das Ergebnis von Strato positiv. Im vergangenen Jahr hatte das Berliner Unternehmen mit seinen rund 500 Mitarbeitern einen Umsatz von 78 Millionen Euro bei einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 35 Millionen Euro erwirtschaftet.

freenet hatte den Webhosting-Anbieter Ende 2004 für 130 Millionen Euro übernommen. Inzwischen will sich der aus der Verschmelzung von freenet und mobilcom hervorgegangene Service-Provider aber auf das Thema Mobilfunk konzentrieren. Für den Verkauf seiner DSL-Sparte handelte freenet im Mai 123 Millionen Euro aus, hinzu kommt eine Prämie aus einer Vertriebsvereinbarung mit United Internet. Läuft das Geschäft gut, könnte der neue Vorstandschef Christoph Vilanek insgesamt fast 200 Millionen Euro einnehmen.

Ob die Aktionäre damit zufrieden sind, wird sich auf der Hauptversammlung am morgigen Dienstag (7. Juli) zeigen. Insgesamt dürften die Wogen auf der Aktionärsversammlung allerdings deutlich niedriger schlagen, als noch vor einem Jahr. Damals hatten die Großaktionäre United Internet und Drillisch noch lautstark versucht, den ehemaligen freenet-Chef Eckhard Spoerr vom Thron zu stoßen. In diesem Jahr gehen sie etwas subtiler vor, um ihren Einfluss auf das Unternehmen zu erhöhen: Vier neue Kandidaten für den Aufsichtsrat weisen offensichtliche Verbindungen zu United Internet und Drillisch sowie dem dritten Großaktionär, dem Finanzinvestor Permira, auf. (dpa/ajf)