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"Warnung vor Communitys ist Aufruf zur Selbstzensur"

30.03.2009
Von pte pte

Zensur ist keine Lösung

Zeger: Nichts. Das ist eine Lieblingsspielwiese chinesischer, nordkoreanischer, britischer, französischer und all jener Politiker, die sich nicht wirklich mit dem Internet auseinandersetzen. Für Personen, die tatsächlich etwas zu verbergen haben und "Böses" im Schilde führen, sind diese Techniken leicht zu umgehen. Überwacht und kontrolliert können bloß jene werden, die im guten Glauben handeln und denen man dann ihre Tätigkeit als "rechtswidrig" oder "unerwünscht" vorhält. Wenn Eltern eine halbe Stunde gemeinsam mit ihren Kindern in einer Community verbringen, liefert das ein besseres Bild über das Gefährdungspotenzial als hunderttausende technische und rechtliche Kontroll- und Überwachungsmittel.

Welche Tipps und Ratschläge würden Sie den Nutzern in Bezug auf Communitys mit auf den Weg geben?

Zeger: Zunächst einmal sollte man sich sehr genau ansehen, wer der Betreiber der jeweiligen Plattform ist und sich Einblick in dessen Hintergrund und Motivation verschaffen. Es ist zudem sehr sinnvoll, wenn sich User schon vor der Registrierung über die Praxis erkundigen, der sich das jeweilige Portal in puncto Datenschutz oder der Löschung illegaler Inhalte verschrieben hat. Man sollte genau abwägen, welche persönlichen Informationen besser nicht der Öffentlichkeit preisgegeben werden sollten. User sollten dabei stets im Auge behalten, dass die Communitys Bühnen sind, in der jeder versucht, sich so darzustellen, wie er es für besonders günstig hält. Direkt gelogen wird zwar selten, aber vieles übertrieben dargestellt. Das ist aber kein neues Problem. Ein Angeber wird ein Angeber bleiben, egal ob im Netz oder im "realen" Leben.

Es gibt bereits einige Theorien zu einem möglichen Nachfolger des Web 2.0. Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung?

Zeger: Die Zukunft liegt sicher nicht im Web 3.0, Web-Infinity oder Semantic Web. Am ehesten könnte die zukünftige Entwicklung mit dem Begriff "Web der Dinge" umschrieben werden. Immer häufiger interagieren "smarte" Produkte (Kleidungsstücke, Haushaltsgeräte, Navigationssysteme und persönliche Gegenstände wie Brille, Mobiltelefon, Kundenkarten oder Ausweise) direkt miteinander und treffen "Entscheidungen", die der Besitzer nur mehr beschränkt nachvollziehen und kontrollieren kann. In diesem "Web der Dinge" werden wir uns erneut die Frage nach unserem Platz als Gesellschaft mit Ansprüchen auf Grundwerte und Menschenrechte stellen müssen.

Vielen Dank für das Gespräch. (pte)