CW-Roundtable

Reality-Check Unified Communications

19.10.2009
Von  und
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Telepresence als Einstiegsdroge

Damovo-Mann Mühlner sieht eine Chance darin, dass hochwertige und teure Videokonferenzsysteme wie Telepresence Geschäftsführern und Managern Spaß machen und sie in Kontakt mit Produkten bringen, die Collaboration-Prozesse verbessern. Die mangelnde Attraktivität neuer Technik sei ein möglicher Grund dafür, warum so viele UC-Projekte lange in der Evaluierungsphase stecken blieben: Produkte würden zwar bereitgestellt, aber die Menschen arbeiteten so weiter wie bisher. So würden Webcams angeschafft, dann aber der USB-Stecker gezogen und die Geräte nicht genutzt.

Am Ende drehe sich alles um die Applikationen, wirft Aastra-Manager Schröder ein. Die Technologie darunter sei nur Mittel zum Zweck. "Dass alles in Richtung Unified Communications geht, darüber sind wir uns einig. Es ist nicht mehr eine Frage des Ob, sondern des Wie und Wie schnell. Ähnlich wie bei VoIP werde es zu Beginn nur wenige Projekte geben. "Es werden aber mehr werden, wobei zwingend Beratungs- und Integrations-Know-how gefordert werden wird, weil die Komplexität so hoch ist."

Microsoft-Managerin Müller bestätigt, dass das Thema Unified Communications generell auf Interesse stößt. So habe eine bei Berlecon in Auftrag gegebene Umfrage ergeben, dass mehr als 50 Prozent der Fachbereichsleiter UC für ihre Unternehmen für sinnvoll hielten. Bei den Technologieverantwortlichen sei es ähnlich. "Natürlich ist UC kein Allheilmittel für jedes Unternehmen", räumt Berlecon-Chefin Dufft ein, es komme auf die Art der Prozesse an: "Ein Unternehmen, das nicht mit der Außenwelt kommuniziert, braucht auch keine UC-Lösung."

Die Bedürfnisse der Nutzer sehen die UC-Experten vor allem in einem intelligenteren Workflow und besserer Erreichbarkeit. "Wir haben in Analysen festgestellt, dass Unternehmen, die heute noch kein UC-Lösung einsetzen, sehr viel Zeit damit verbringen, bestimmte Informationen zu erhalten", erklärt Microsoft-Managerin Müller. "Mit Unified Communications sehe ich anhand des präsenz-basierenden Systems gleich, ob der Adressat einer E-Mail oder jemand aus seinem Team erreichbar ist. Ich muss ihn nicht einmal anrufen, sondern kann ihm kurz via Instant Messaging antworten."

Damovo-Manager Mühlner berichtet, dass 80 Prozent seiner Projekte auf Fixed-Mobile-Convergence und Integration abzielten. Neben den Kostenvorteilen ergebe sich dabei auch eine unmittelbare Verbesserung in den Workflows, etwa wegen der Präsenzinformationen. Damit werde in der Tat viel Zeit gespart, aber der Treiber in Unternehmen, die ihre Kommunikation auf IP umgestellt haben, seien technische Vorteile wie Fixed-Mobile-Integration.