Telekom-Skandal

Großkonzerne bangen um ihre Daten

14.10.2008
Angesichts der jüngsten Datenpannen bei der Telekom werden jetzt auch Großkonzerne nervös: Egal ob Daimler Benz, Shell oder die WestLB, sie alle haben der Telekom geheime Daten zur sicheren Speicherung anvertraut.

Die jüngsten Datenlecks bei der Telekom im Zusammenhang mit den Kundendaten von T-Mobile verunsichern nun auch die Großkonzerne. Unternehmen wie Daimler, Shell oder die WestLB stellen nun Fragen, denn sie sind Kunden der Geschäftskundensparte T-Systems und durch die jüngsten Vorfälle aufgeschreckt. Sie haben in den Rechenzentren von T-Systems - dort liegen auch die T-Mobile-Daten - wichtige Betriebsgeheimnisse oder etwa Bankdaten gespeichert. Auch viele Behörden vertrauen auf die Dienste der Telekom-Sparte.

Der Konzern versucht mit umfangreichen Informationen mögliche Bedenken der Kunden zu zerstreuen. "Bei uns sind die Daten sicher", sagt ein T-Systems-Sprecher. Missbrauchsfälle seien nicht bekannt. Die sensiblen Rechenzentren von T-Systems gleichen Hochsicherheitsgefängnissen. Wer allerdings von extern auf die Daten zugreifen kann, wird von den Kunden selbst bestimmt. Und hier liegt auch die Ursache für die Datendiebstähle bei T-Mobile, die von T-Systems wie ein externer Kunden betrachtet wird. Die Verantwortlichen der Mobilfunksparte hatten die Zugänge bis vergangenen Donnerstag unzureichend sichern lassen und damit einen Missbrauch ermöglicht.

Dieser laxe Umgang verwundert Branchenkenner, denn die Telekom weiß eigentlich, wie viel ihre Daten Wert sind. Schließlich hat sie mit der SAF-Gruppe eine Tochter gegründet, die mit den sensiblen Daten Geschäfte macht und etwa Informationen über das Zahlungsverhalten jedes Telekom-Kunden verkauft. Ganz legal, wie das Unternehmen beteuert.

Unangenehme Fragen erhält die Telekom auch von der Bundesnetzagentur. In einem Schreiben an den Vorstandsvorsitzenden René Obermann verlange Behördenpräsident Matthias Kurth nun "kurzfristig schriftlich Auskunft" über den Diebstahl der Daten von Mobilfunkkunden, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Kurth wolle wissen, "welche Vorfälle es im Einzelnen gegeben hat, in denen Kundendaten entwendet wurden", und welche "technischen, organisatorischen und personellen Konsequenzen" Obermann gezogen habe oder plane, um eine Wiederholung zu vermeiden.

In der Aufsichtsbehörde wachse zudem der Ärger darüber, dass es die Telekom nicht einmal für notwendig gehalten habe, sie über die Datenpannen zu informieren. Rechtlich sei der Konzern dazu zwar nicht verpflichtet, dennoch hätte man es in der Regulierungsbehörde vorgezogen, nicht erst aus der Zeitung davon zu erfahren. (dpa/hi)