Kritik an Regulierung

Telekom beschleunigt Auslandsexpansion

15.05.2008
Die Deutsche Telekom erhöht ihr Tempo bei der Auslandsexpansion. Nach dem gelungenen Einstieg bei der griechischen Telefongesellschaft OTE will Konzernchef René Obermann auch künftig die Internationalisierung gezielt fortsetzen

"Wenn sich die richtige Gelegenheit zum geeigneten Zeitpunkt bietet, dann werden wir sie auch zukünftig beim Schopfe packen", sagte der Telekom-Chef am Donnerstag vor der Hauptversammlung in Köln. Dabei lasse sich der Vorstand aber nicht unter Druck setzen. Auch seien Akquisitionen kein Selbstzweck, die Telekom wolle vielmehr Wert für die Aktionäre schaffen.

Einen Tag zuvor hatte sich der größte europäische Telekom-Konzern mit der griechischen Regierung über den Einstieg bei OTE verständigt. Für die Übernahme von 25 Prozent plus einer Aktie wird die Telekom 3,2 Milliarden Euro zahlen. Der Bonner Konzern wird die unternehmerische Führung übernehmen und die Gesellschaft voll konsolidieren. Den Zukauf nannte Obermann einen weiteren wichtigen Schritt für das Wachstum der Telekom im Ausland. Zu Presseberichten über angebliche Pläne des Vorstands, den drittgrößten US-Mobilfunkbetreiber Sprint Nextel zu übernehmen, äußerte sich Obermann nicht.

Wie der Vorstandsvorsitzende vor rund 6500 Aktionären erläuterte, greife inzwischen die neue Konzernstrategie. Dazu zählte vor allem die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Auch der Service habe sich merklich verbessert. "Das Management ist dabei, das Vertrauen der Kapitalmärkte zurückzugewinnen", sagte der neue Aufsichtsratschef Ulrich Lehner. Das Fundament für eine positive Entwicklung sei gelegt. An der Börse notierte die T-Aktie am Nachmittag mit 11,85 Euro leicht im Plus. Damit liegt der Kurs weit unter dem Emissionspreis von 14,32 Euro beim Börsengang 1996.

Aktionärsschützer kritisierten, dass der Geduldsfaden der Anleger angesichts des schwachen Aktienkurses dünner werde. Hans-Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz forderte den Vorstand auf, "die Schlagzahl im Konzern zu erhöhen".

Die Telekom war in den vergangenen Jahren vor allem im Festnetz und inländischen Mobilfunk durch zunehmende Konkurrenz und einem hohen Preisdruck in Schwierigkeiten geraten. Obermann leitete die Wende ein: Während bei klassischen Telefonanschlüssen das Unternehmen weiterhin Marktanteile an Konkurrenten abgibt, verbesserte die Telekom bei DSL-Anschlüssen ihre Marktstellung.

Obermann erneuerte seine Kritik an der Regulierung in Deutschland. Die Preise im Markt seien zum Teil bereits um 90 Prozent gesunken und es bestehe ein knallharter Wettbewerb. "Dennoch werden wir weiter so reguliert, als ob sich seit der Marktöffnung nichts geändert hätte", sagte er. Jeder Cent Preissenkung bei den Vorleistungsprodukten koste nicht nur direkten Umsatz, sondern bedeute auch Anschlussverluste, weil die Telekom ihre Endkundenpreise nicht wie die Wettbewerber anpassen dürfe.

Im vergangenen Jahr hatte die Telekom mit weltweit 244.000 Beschäftigten 62,5 Milliarden Umsatz und einen Überschuss von 0,6 Milliarden Euro erwirtschaftet. Für die Aktionäre soll die Dividende von 0,72 Euro auf 0,78 Euro angehoben werden. (dpa/tc)