IDC: Microsofts VoIP-Pläne setzen die Branche unter Druck

11.08.2006
Aus Sicht der Marktforscher steht die TK-Industrie angesichts der wachsenden Ambitionen der Redmonder im Bereich IP-Telefonie vor dem Umbruch. Sogar von einer signifikanten Störung der traditionellen Geschäftsmodelle im Laufe der nächsten Jahre ist die Rede.

Laut IDC ergreift Microsoft mit dem breiteren Einstieg in den VoIP-Markt - bei dem die Company bestehende Anbieter von normalen und IP-basierenden Telefonanlagen (PBX = Public Branch Exchange) herausfordert - dem eine doppelte Gelegenheit, da sich der Softwarekonzern Zugang zu einem lukrativen Markt verschafft und seine bestehende Realtime-Collaboration-Suite und die Desktop-basierenden Productivity-Tools erweitert. Jenseits des eher bescheidenen Markts für einheitliche Kommunikationslösungen sehe die Gates-Company VoIP als gigantische Möglichkeit, neue Einnahmequellen zu erschließen, im Enterprise- wie auch im Service-Provider-Geschäft. "Im Unternehmensbereich ist Microsoft für das Thema VoIP gut positioniert", so Tom Valovic, Spezialist für VoIP-Infrastruktur bei IDC. Im Carrier-Geschäft würden sich ähnliche Aktivitäten aber als stärkere Herausforderung herausstellen.

Die Gates-Company hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ordnung in den bislang sehr komplexen Bereich Kommunikation zu bringen. Unter der Dachmarke "Office System" hatte Microsoft dazu Ende Juni zahlreiche - vorwiegend umbenannte - Produkte für seine "Unified-Communications"-Strategie vorgestellt. So wurde zum Beispiel aus dem bisherigen "Live Communications Server" (LCS) der "Office Communications Server 2007"; der passende Desktop-Client "Office Communicator 2007" bekam ein VoIP-Softphone mit Präsenzanzeige (Computerwoche.de berichtete). Auf der weltgrößten Messe für Spracherkennung "Speechtec", die diese Woche in New York stattfand, gab die Gates-Company zudem bekannt, ihre IVR-Software "Speech Server" (IVR = Interactive Voice Response) nicht mehr als Einzelprodukt, sondern nur noch als Teil des Communications Server weiterzuentwickeln (Computerwoche.de berichtete).

Ob es den Redmonder gelingt, Ordnung in das Wirrwarr der verschiedenen Kommunikationsmöglichkeiten zu bringen, wird sich nach der Verfügbarkeit der Produkte im kommenden Jahr herausstellen. Bislang sei es nur wenigen Anbietern gelungen, das Problem in dieser Breite zu adressieren, so IDC-Analyst Valovic. Ein Hersteller, dem hier ein Durchbruch gelinge, habe deutliche Marktchancen. (mb)