Datenbanken und Open Source

Was wird aus MySQL?

28.05.2009
Von 


Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

MySQL-Gemeinde macht mobil

Eile ist geboten, denn vor allem die Entwickler von Speichersubsystemen für MySQL sind verunsichert. Auch wenn die vielen heute erhältlichen Storage-Engines wie "MyISAM", Kickfire und Infobright für unterschiedliche Szenarien optimiert sind und daher nicht unbedingt miteinander konkurrieren, befürchten ihre Anbieter, dass Oracle sie aus dem Geschäft drängen wird. Tatsächlich hat der Datenbankriese mit InnoDB und Berkeley DB und der von MySQL entwickelten Engine Falcon drei Varianten erworben, die sich vor allem für Transaktionssysteme eignen.

Anbieter von Speicher-Engines wie Infobright, Kickfire, Calpont, Tokutek oder ScaleDB such daher bereits nach Wegen, wie sie im Geschäft bleiben können. Beispielsweise kursiert der Vorschlag, eine quelloffene Abstraktionsschicht zu entwickeln, die eine Kommunikation zwischen MySQL-Datenbank und Speicher-Engine sicherstellen soll.

Der vormalige MySQL-Chef Marten Mikos hatte in der Vergangenheit beklagt, dass nur jeder Tausendste Nutzer der Datenbank überhaupt einen Cent an sein Unternehmen zahlt.
Der vormalige MySQL-Chef Marten Mikos hatte in der Vergangenheit beklagt, dass nur jeder Tausendste Nutzer der Datenbank überhaupt einen Cent an sein Unternehmen zahlt.
Foto: Marten Mickos

Ebenfalls Front gegen Oracle machen bereits einige Entwickler von MySQL. So hat sich als direkte Reaktion auf die Sun-Übernahme die Open Database Alliance gegründet, die zurzeit aus Monty Program AB und dem Dienstleister Percona, der die auf InnoDB basierende Storage Engine XtraDB entwickelt, besteht. Widenius und andere fürchten, dass Oracle die Nutzung von MySQL und der Storage Engines einschränken oder behindern könnte. Daher soll MariaDB für alle Varianten offen sein. Allerdings wird derzeit in der Community diskutiert, ob und wie weit sich die Open-Source-Gemeinde tatsächlich von Oracle lösen kann, ohne juristische Konsequenzen befürchten zu müssen.

Kostenanstieg für Nutzung von MySQL

An einem anderen Punkt herrscht indes weitgehend Einstimmigkeit: Die Nutzung von MySQL wird teurer. So geht beispielsweise Sean Chin, Analyst bei Gartner, davon aus, dass Oracle künftig systematisch für alle produktiven Systeme einen kostenpflichtigen Support einführen wird. Bisher betraf dies offenbar nur einzelne Installationen.

Schon in der Vergangenheit hatte MySQL-Chef Marten Mickos beklagt, dass nur einer von tausend MySQL-Nutzern überhaupt etwas bezahle. Allerdings muss sich Oracle auf heftigen Widerstand einstellen. Bereits Sun war mit dem Versuch gescheitert, neben einer kostenlosen Edition bestimmte Features einer kommerziellen Version vorzuhalten. "Oracle wird um einen kostenlosen Basissupport für die Millionen Downloads nicht herumkommen", sagte Ed Boyajian, CEO von Enterprise DB.