Softwaretests sind oft schlecht organisiert

02.04.2008
Lippenbekenntnisse zu umfassenden Softwaretests gibt es häufig, doch transparente Prozesse sind hier die Ausnahme, so die Ergebnisse einer jetzt veröffentlichten PAC-Studie.

Der positive Einfluss von Tests auf eine effiziente und wirtschaftliche Softwareentwicklung wird von den meisten Unternehmen nicht mehr angezweifelt. So stufen nur noch neun Prozent der über 1000 von Pierre Audoin Consultants (PAC) befragten europäischen Management- und Fachspezialisten diese Art der Qualitätssicherung als "notwendiges Übel" ein. Dagegen bezeichnen inzwischen rund zwei Drittel (65 Prozent) Softwaretests und die entsprechenden Werkzeuge als entscheidende Investition in IT-Produkte, die einen echten Mehrwert schaffen. Das war vor Jahren noch anders, als zwar manches Unternehmen Testwerkzeuge anschaffte, diese jedoch in den Schubladen verschwanden. Entweder waren sie für sporadisch anfallende Aufgaben zu komplex zu bedienen, oder die Mitarbeiter wollten sich mit dem im Vergleich zur Softwareentwicklung "unproduktiven" Thema nicht anfreunden.

Trotz der gestiegenen Akzeptanz: Theorie und Praxis klaffen derzeit noch weit auseinander. So gibt es in den meisten Unternehmen bislang kein gesteuertes und transparentes Testvorgehen. Laut PAC-Studie "International Survey Software Testing" weiß mehr als ein Drittel der Befragten nicht, wie hoch der Anteil der Vollzeit-Tester am gesamten IT-Personal ist. In Bezug auf Teilzeit-Tester konnten sogar 54 Prozent keine Antwort geben. Auch die mit Testen verbundenen Kosten sind weitgehend unklar: 65 Prozent konnten diese nicht beziffern.

Hier wird sich einiges ändern müssen. PAC-Analystin Kerstin Dirtheuer ist überzeugt, dass systematisches Testen zu Wettbewerbsvorteilen führen kann. Außerdem werde die Wirtschaftlichkeit der Softwareproduktion erhöht, da nachträgliche Programmkorrekturen wesentlich teurer sind als die Ausgaben für frühzeitige Testaktivitäten. Dirtheuer geht davon aus, dass die zunehmend industrialisierten Prozesse der IT-Produktion zu immer mehr spezialisierten Mitarbeitern in der Qualitätssicherung führen werden.

Treiber für diesen Markt sind unter anderem die ausgelieferten, aber noch fehlerhaften IT-Systeme: 51 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre schon in Betrieb genommene Software immer (vier Prozent), oft (zehn Prozent) oder manchmal (39 Prozent) Qualitätsprobleme aufweist.

Ein weiteres Ergebnis der von der Kölner SQS Software Quality Systems AG in Auftrag gegebenen PAC-Studie ist, dass die Mehrheit der Unternehmen das Testen unabhängig von der Entwicklung sieht und meistens von hausinternen Teams vornehmen lässt. Die Auslagerung solcher Arbeiten ist bislang eher die Ausnahme, nimmt aber den Umfrageteilnehmern zufolge zu. Offshoring als kostengünstige Alternative zur internen Qualitätssicherung befindet sich noch komplett am Anfang. (ue)