CeBIT

Cyber-Kriminelle nutzen Offenheit in sozialen Netzwerken aus

04.03.2009
Der sorglose Umgang mit persönlichen Daten im Internet wird zu einem immer größeren Sicherheitsrisiko.

Angreifer nutzten Informationen aus Angeboten wie sozialen Netzwerken, um geschickt Mails zu fingieren und damit den Rechner des Empfängers zu attackieren, warnte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) am Dienstag auf der CeBIT in Hannover. Die Bedrohung für die IT-Sicherheit bleibe insgesamt auf einem hohen Niveau, allerdings nehme auch das Gefahrenbewusstsein der Nutzer zu, berichtete die Behörde bei der Vorstellung ihres Lageberichts.

"Vor allem die immer weiter voranschreitende Professionalisierung der Internet-Kriminalität bereitet uns Sorge", sagte BSI-Präsident Udo Helmbrecht. So agierten die Angreifer arbeitsteilig und ließen ihre schädliche Software eigens von Spezialisten anfertigen. Die Programme seien immer komplexer und könnten beispielsweise über das Internet weitere Schädlinge oder Tarnmechanismen nachladen. Zudem bewiesen die Angreifer bei ihren Attacken immer mehr psychologisches Geschick, hieß es im Lagebericht, der alle zwei Jahre erscheint. Um die Risiken einzudämmen, forderte das BSI die Etablierung einer "Sicherheitskultur". Diese müsse von allen gesellschaftlichen Gruppen getragen werden.

Der russische Sicherheitssoftware-Spezialist Eugene Kaspersky schlug auf der CeBIT gar eine Art Personalausweis für Internet-Nutzer und eine Cyber-Polizei vor. Eine stärkere Regulierung sei notwendig, um die wachsenden Gefahren zumindest einzudämmen, sagte der Chef und Gründer des gleichnamigen Herstellers von Antiviren-Programmen. Er sei sich allerdings bewusst, dass die meisten Nutzer einen solchen Schritt ablehnten, räumte Kaspersky ein.

Kaspersky forderte, dass jeder Nutzer sich bei der Anmeldung identifizieren solle. Die Anonymität des Netzes sei eine "Schlüsselfrage". Darüber hinaus müssten die internationalen Regierungen gemeinsam gegen Online-Kriminalität vorgehen. "Das Internet ist wie ein Land, das regiert werden muss." Seiner Ansicht nach werden die Regierungen jedoch erst nach einigen "ernsthaften Zwischenfällen" reagieren.

Laut einer Studie halten die Bedrohungen im Netz die Internet-Nutzer in Deutschland bei Online-Geschäften zurück. Jeder sechste verzichte sogar ganz auf Transaktionen, berichtete der Branchenverband BITKOM in Hannover. Das seien rund acht Millionen Menschen. Am ehesten buchen die Nutzer demnach noch Reisen oder Tickets im Internet, schon wesentlich zurückhaltender werden sie beim Einkauf, dem Online-Banking oder gar dem Versand wichtiger Dokumente per Mail. Immerhin jeder fünfte habe aber auch gar keine Bedenken, im Internet Geschäfte zu tätigen.

Dass die Vorsicht gerechtfertigt ist, zeigen weitere Ergebnisse der Studie, für die der BITKOM 1000 Nutzer befragen ließ: Während im vergangenen Jahr erst sieben Prozent der Befragten angegeben hatten, schon einmal geschädigt worden zu sein, hat sich die Zahl in diesem Jahr auf 29 Prozent vervierfacht. Die meisten wurden Opfer von Viren, immerhin vier Prozent wurden aber auch schon beim Online-Einkauf oder bei -Auktionen betrogen. "Erfreulich niedrig ist die Zahl der Opfer beim Online-Banking", sagte das zuständige BITKOM-Präsidiumsmitglied Dieter Kempf. Die Zahl liege bei 0,6 Prozent - allerdings verzichten laut der Studie auch 16 Millionen Nutzer aus Sorge um ihre Daten gänzlich aufs Online-Banking. (dpa/tc)