Innovative Projekte

RFID kommt allmählich in Schwung

29.12.2008
Von pte pte
Noch kann sich der Barcode entspannt zurücklehnen. Jedoch soll dem lahmenden RFID-Einsatz mit Ausdauer und neuen Anwendungsmodellen auf die Sprünge geholfen werden.

Die Funktechnologie RFID ist auf dem Weg vom Pilotprojekt zur realen Anwendung. Das belegt eine Umfrage, die das Informationsforum RFID gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für Telekommunikation durchführte. Demnach setzten von den 300 befragten Unternehmen rund 27 Prozent die Technologie bereits aktiv ein oder stünden unmittelbar vor der Umsetzung entsprechender Anwendungen. Fast 80 Prozent beurteilten die Auswirkungen auf das Unternehmen dabei als positiv. Die Anwendungen reichen vom Plagiatschutz über die Kantinenabrechnung bis hin zur Nachverfolgung von Containern.

"Auch wenn der Start eines flächendeckenden RFID-Einsatzes jetzt einige Jahre später als von den Experten vorausgesagt kommt, so waren die Hersteller entsprechender Technologien in dieser Zeit nicht untätig. Deshalb sind heute alle Komponenten wie Smart-Labels, Lesegeräte und Druck-Schreib-Systeme auf einem qualitativ hohen Niveau angelangt - weit über der Zuverlässigkeit von Barcode gestützten Systemen", erklärt Dieter Conzelmann, Director Industry Solutions Market bei Bizerba. Bei der Umsetzung bleiben kleine, mittelständische Unternehmen (KMU) bislang allerdings zurück. Während über 40 Prozent der befragten Großunternehmen RFID bereits einsetzen, tun dies nur knapp 20 Prozent der KMU. Überhaupt keine RFID-Einführung planen 40 Prozent der befragten KMU, bei den Großunternehmen beträgt dieser Anteil nur 20 Prozent.

Dabei zeigen sich die Verbraucher über RFID zunehmend gut informiert: Acht von zehn Konsumenten in Deutschland würden mit RFID-Chips versehene Produkte kaufen, sofern sie sich dadurch nicht verteuerten und die Datensicherheit gewährleistet sei. Das geht aus einer Studie des Unternehmens GS1 hervor. "Die weitere Verbreitung der RFID-Technologie hängt ganz wesentlich von der Akzeptanz der Verbraucher ab", sagt Jörg Pretzel, Geschäftsführer von GS1 Germany. "Wir setzen uns gemeinsam mit Handel und Industrie für eine umfassende Aufklärung der Konsumenten ein. Dabei zeigen wir die Chancen der neuen Technologie auf, nehmen aber auch die Bedenken ernst und führen einen offenen Dialog mit allen Beteiligten aus Wirtschaft, Politik und Verbänden."

Eine dieser neuen Anwendungen ist das intelligente Regal, welches Uwe Quide, Abteilungsleiter Logistik der Kaufhof Warenhaus GmbH, gemeinsam mit der GS1-Projektmanagerin Anja Olbertz auf einer Fachtagung in Bonn präsentierte. Das Regel kann dem Kunden dank Funketiketten an den Artikeln auf einem Bildschirm anzeigen, welche Produkte des gewählten Herstellers in welchen Größen und Farben noch auf dem Warenträger verfügbar sind. "Wir wollten die klassische Prozesskette verlassen und RFID mit Bezug auf den Kunden auf die Flächen bringen und die Reaktionen aufnehmen", so Quide in einem Bericht der "Lebensmittelzeitung". Die Resonanz sei positiv bis neutral gewesen, negative Äußerungen habe es keine gegeben. Weniger begeistert zeigten sich die Kunden im Essener Kaufhof hingegen vom intelligenten Spiegel, welcher Produktinformationen anzeigt, sobald man sich ihm mit dem Produkt nähert.

Für die RFID-Technologien wurde eine Kosten-Nutzen-Rechnung mit Branchendurchschnittswerten erstellt. So müsste ein Warenhaus mit hoher Artikelvielfalt, vielen Filialen und wenig Eigenproduktion mit einer Investitionen von rund 13 Millionen Euro rechnen - bei einer Amortisationszeit von zwei Jahren. Für einen Supermarkt wurde ein durchschnittlicher Investitionsbedarf von 1,9 Millionen Euro errechnet, welcher sich innerhalb eines Jahres wieder einspielen würde. (pte)

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