Wer von RFID profitieren will, muss seine Prozesse ändern

17.04.2007
Die Unternehmensberatung IMG untersuchte den Einsatz der berührungslosen Identifikationsechnik im After-Sales- und Servicebereich.

Ob sich die Implementierung der Radio Frequency Identification (RFID) auszahlt, hängt davon ab, inwieweit das Anwenderunternehmen seine Geschäftsabläufe darauf ausrichtet. Auf diese Kurzformel lassen sich die Ergebnisse bringen, die eine Studie der Unternehmensberatung The Information Management Group (IMG) zu Tage förderte. Das im Umfeld der Universität St. Gallen gegründete und neuerdings zum österreichischen IT-Dienstleister S&T gehörende Unternehmen befragte dafür - gemeinsam mit der SAP Schweiz AG, dem RFID-Anbieter Intellion AG und dem Forschungsinstitut für Rationalisierung an der RWTH Aachen - 156 Betriebe aus den Marktsegmenten Maschinen- und Anlagenbau, Medizintechnik und Geräteherstellung sowie Facility-Management und Gesundheitswesen.

Branchenübergreifend sehen die Befragten in der RFID-Technik deutliche Vorteile gegenüber der Barcode-Kennzeichnung. Allerdings erwarten nur zwei Drittel vom Einsatz der Funkidentifikation einen "strategischen" Vorsprung ihres Unternehmens. Strittig ist vor allem das Kosten-Nutzen-Verhältnis (siehe auch: "Anwender beurteilen RFID immer noch skeptisch").

Ganzheitliches Projektdesign

Ersetzt das Unternehmen lediglich den Barcode durch die RFID-Kennzeichnung, so wird diese Bilanz negativ ausfallen, lautet das Fazit der IMG-Untersuchung. "Nachhaltige" Vorteile bringe die Implementierung nur ein, wenn das Einführungsprojekt "ganzheitlich" gestaltet werde, also neben den technischen auch die wirtschaftlichen Aspekte betrachte, und wenn die Geschäftsprozesse darauf abgestimmt würden.

"Der Einsatz von RFID lohnt sich vor allem in geschlossenen Kreisläufen, in denen höchste Prozesssicherheit erforderlich ist", erläutert Dimitrios Gizanis, Senior Consultant und Projektleiter RFID bei der IMG. Wer sich mit der Technik auseinandersetze, müsse zunächst die dadurch möglichen Prozessinnovationen und -verbesserungen erkennen. Die Auswahl der Technikbausteine und die Systemintegration seien demgegenüber zweitrangig.

Sind diese Vorausssetzungen erfüllt, so können die Anwender durchaus vom RFID-Einsatz profitieren - auch nach ihrer eigenen Einschätzung. Es sei offenkundig, dass sich immer mehr Unternehmen intensiv mit dem Einsatz von RFID befassen, bestätigt Gizanis. Ein strukturiertes Vorgehen helfe ihnen dabei, Anlaufprobleme zu verringern und das komplette Potenzial der Technik auszuschöpfen.

Branchenspezifische Potenziale

Je nach Branche sehen die Unternehmen dieses Potenzial in unterschiedlichen Anwendungsbereichen: Die Maschinen- und Anlagenbauer beispielsweise nennen hier vor allem das Ersatzteil-Management und die Warenverfolgung. Auf diesen Gebieten könne die Technik helfen, Prozessqualität und -sicherheit zu steigern und zu steuern. Gegenüber anderen Techniken habe sie den Vorteil, die Logistikvorgänge effizienter zu machen, indem sie eine laufende Aktualisierung der Bewegungsdaten ermögliche. Die größere Transparenz zahle sich auch aus, wenn es darum gehe, Garantien zu gewähren und Ersatzteilpiraterie zu verhindern.

Im Facility-Management lassen sich mit RFID nicht nur Wartung, Inspektion und Instandhaltung vereinfachen; auch im Umzugs-, Sicherheits- und Störfall-Management kann die Technik ihre Karten ausspielen. Ihr Einsatz steigere, so die IMG-Studie, Geschwindigkeit, Flexibilität und Qualität dieser Prozesse, wodurch sich unter dem Strich Bearbeitungsaufwand und Kosten verringerten.

Patientenversorgung, Logistik und Warenverfolgung waren die zentralen Einsatzthemen für die Anwender im Gesundheitswesen. Gegenüber der manuellen Erfassung von Patientendaten bietet RFID den Krankenhäusern Vorteile über den gesamten Behandlungsprozess - von der Aufnahme über die Diagnose, Therapie und Pflege bis hin zur Entlassung (siehe beispielsweise "Klinikum testet RFID im Operationssaal"). Dank eines lückenlosen Informationsflusses lassen sich Medikamente sowie Blutkonserven eindeutig zuordnen, so dass Verwechslungen ausgeschlossen werden (siehe auch "Keine falschen Pillen mit RFID"). Die Kosten sinken auch dadurch, dass der Verbleib von Arbeitsmitteln, Geräten, Medikamenten und Konserven nachvollziehbar wird. Last, but not least, hat sich die Kennzeichnungstechnik auch beim Betten-Management schon bewährt (siehe "Klinik will Bettenauslastung mit RFID verbessern").

Die detaillierten Ergebnisse der Untersuchung stehen auf der Website der IMG zur Verfügung. (qua)