Ring frei

Nvidia Tegra versus Intel Atom

25.06.2009
Von 
Michael Schmelzle ist seit 1997 Hardware-Redakteur der PC-WELT. Daneben verantwortet der Diplom-Biologe und Buchautor Projekte wie die Höllenmaschine und die PC-WELT-PCs.
Der neue Tegra-Chip soll zum dicken Fisch im Hause Nvidia werden. Mit seiner Hilfe sollen Netbooks ab 150 Euro möglich werden, die HD-Videos ruckelfrei abspielen mit Akkus, die tagelang halten.

Die Besonderheit am Nvidia Tegra ist, dass er auf der Fläche von einem Kaugummistreifen ein gesamtes Computersystem zusammenbringen kann. Zentrale Komponenten wie CPU, Grafikkern, Speicher, Bild- und HD-Video-Prozessor sowie die Leitungen für wichtige Schnittstellen wie HDMI und USB finden alle Platz auf einem einzigen Modul. Besonderen Wert haben die Ingenieure von Nvidia beim Tegra-Modul auf einen minimalen Stromverbrauch gelegt. Es gibt zum Beispiel beim Tegra einen Prozessor von ARM, der ausschließlich für das Energie-Management da ist. Dieser schaltet einzelne Funktionsbereiche sofort aus, wenn sie vom System gerade nicht benötigt werden.

Mit dem Tegra den ganzen Tag mobil

Mit dem Tegra will Nvidia das Versprechen einlösen, das Intel für die Atom-Plattform zugesagt hat. Sehr lange Akku-Laufzeiten, die Mobilität für den ganzen Tag garantieren. Was Nvidia dem Tegra zutraut, kling viel versprechend: So soll etwa ein Tegra-Gerät für die Wiedergabe von hoch aufgelösten Videos nur 0,3 Watt benötigen. Ein Netbook auf Atom-Basis zieht dafür circa 30 Watt aus dem Akku, bräuchte also rund hundertmal soviel Energie.

Unglaublich ausdauernd: Nvidia Tegra im Vergleich zu Intel Atom und Qualcomm Snapdragon
Unglaublich ausdauernd: Nvidia Tegra im Vergleich zu Intel Atom und Qualcomm Snapdragon

Geradezu unglaublich klingt die Herstellerangabe, dass ein Tegra-Netbook bis zu 25 Tage Musik abspielen kann, bis es wieder an der Steckdose auftanken muss. Ein vergleichbares Atom-Netbook hält laut Nvidia nur fünf Stunden durch. Allerdings findet sich in der Fußnote zu diesen Angaben der Hinweis, das Nvidia die Messungen mit einem 1-Watt-Display durchgeführt hat. Da der Bildschirm bei Netbooks zu den Hauptstromfressern gehört, sind die Herstellerangaben von Nvidia also mit Vorsicht zu genießen.

Spottbillig: Tegra-Netbook ab 150 Euro

Tegra-Netbook: Vorserienmodell Vivid des Auftragsfertigers Pegatron
Tegra-Netbook: Vorserienmodell Vivid des Auftragsfertigers Pegatron

Ein weiterer Vorteil des kompakten Tegra-Moduls: Es erlaubt nicht nur sehr kleine mobile Geräte, sondern lässt sich auch kostengünstiger produzieren als Systeme, die die Atom-Plattform von Intel nutzen. Allein schon der Rohstoffeinsatz ist bei einem Atom-Gerät viel größer, da die Intel-CPU eine Hauptplatine mit Chipsatz plus Arbeitsspeicher benötigt. Entsprechend soll ein Netbook auf Tegra-Basis - Nvidia spricht hier lieber von einem Smartbook - bereits ab 150 Euro in den Handel kommen.

Für 0 Euro: Ebenso wie Intel mit den Atom-Netbooks will auch Nvidia bei den Telekommunikations-Unternehmen große Stückzahlen absetzen. Für Ihren neuen Mobilfunkvertrag könnte also bald auch ein Tegra-Netbook den Lockvogel spielen. Nvidia verhandelt deswegen weltweit mit namhaften Telekommunikations-Firmen, für Deutschland steht aber noch kein Vertragspartner fest.

Und das ist nur der Anfang: Laut Nvidia-Fahrplan soll der nächste Tegra bei gleichem Verbrauch die 4fache Leistung bieten
Und das ist nur der Anfang: Laut Nvidia-Fahrplan soll der nächste Tegra bei gleichem Verbrauch die 4fache Leistung bieten

Neben Netbooks soll der Tegra auch in Smartphones und Multimedia-Player eine Heimat finden. So hat beispielsweise Microsoft im Podcast Zune Insider 24 bestätigt, das der Zune HD auf Tegra setzt. Und Tegra soll auch der immer noch "virtuellen" Produktklasse Mobile Internet Device (MID) Leben einhauchen. Und das ist erst der Anfang. Der Tegra-Fahrplan sieht vor, dass der Nachfolger bei gleicherm Stromverbrauch die vierfache Leistung bringt - sagt Nvidia. Doch zunächst sollten erst einmal die Vorseriengeräte mit dem Ur-Tegra die Serienreife erlangen. Was Sie im Herbst 2009 erwarten dürfen, offenbaren die Prototypen taiwanesischer Auftragsfertiger in der nachfolgenden Bildgalerie.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt. (pah)