Telekom-Hauptversammlung

Aktionäre gehen mit Obermann hart ins Gericht

30.04.2009
Aktionäre der Deutschen Telekom haben neun Tage nach der Gewinnwarnung des Bonner Konzerns den Vorstand kräftig kritisiert.

Die Gewinnwarnung habe Zweifel aufgebracht, ob ein stabiler Cash Flow und eine attraktive Dividende auch in Zukunft gesichert sei, sagte der Chef der Fondsgesellschaft DWS Klaus Kaldemorgen am Donnerstag auf der Hauptversammlung. Beide Größen seien bislang wesentliche Unterstützung für den Aktienkurs der Deutschen Telekom - und der hat im vergangenen Jahr gelitten. Von mehr als 15 Euro Anfang 2008 rutschte die Aktie auf derzeit knapp neun Euro - kleiner Lichtblick ist die hohe Dividendenrendite von zuletzt knapp neun Prozent im Jahr 2008.

Telekom-Chef Rene Obermann bezeichnete den Kursverlauf selbst als "unbefriedigend". Nach der Gewinnwarnung am vergangenen Dienstag hatte die T-Aktie in der Spitze zehn Prozent an Wert verloren. Die Telekom rechnet im laufenden Jahr mit einem Rückgang des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von zwei bis vier Prozent. Im Februar hatte Obermann noch ein EBITDA auf Vorjahresniveau bei 19,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Angesichts des Ausmaßes der Gewinnwarnung sei der Konzern zwar im Vergleich zu Unternehmen anderer Branchen immer noch ein "Hort der Stabilität", sagte Kaldemorgen. Trotzdem habe er kein Verständnis dafür, dass das Management in der ursprünglichen Prognose Ende Februar keinen ausreichenden Risikopuffer eingeplant habe. Aktionärsschützer Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bezeichnete die Gewinnwarnung als "Pfeil ins Herz" der Anleger.

Die erstmals steuerfreie Dividende von 0,78 Euro stimmte Tüngler nicht versöhnlich: Die Dividende sei steuerfrei, weil sie nicht verdient wurde, sondern aus der Substanz stamme. Auch Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) kritisierte die Ausschüttung. Er befürchte, dass sich die Aktionäre allein von der hohen Dividendenrendite blenden lassen. Die Telekom will die geplante Dividende in diesem Jahr vom so genannten steuerlichen Einlagenkonto bezahlen, so dass inländische Aktionäre keine Steuern zahlen müssen. Über die Dividende stimmen die Aktionäre auf der laufenden Hauptversammlung ab, zu der am Donnerstag rund 6.000 Anleger und Aktionärsvertreter angereist waren. (dpa/ajf)