MWC-Roundup

Durchbruch für einheitliche Handy-Ladegeräte - Schnellere Datennetze

18.02.2009
Ein einheitlicher Standard für Handy-Ladegeräte, noch schnelleres Internet unterwegs und Partnerschaften für mobile Dienste: Die Mobilfunk-Branche geizt beim Mobile World Congress in Barcelona nicht mit Ankündigungen.

Die wichtigste Neuigkeit für die Verbraucher dürfte am Dienstag die Vereinheitlichung der Ladegeräte gewesen sein, dank der man ab 2012 wahrscheinlich kein neues Netzteil mehr braucht, wenn man von zum Handy eines anderen Herstellers wechselt.

Die EU-Kommission hatte den Handy-Herstellern mit einer Regulierung gedroht, sollte kein einheitlicher Netzteil-Standard geschaffen werden. Zu den Unterstützern der nun in Barcelona vorgestellten Initiative gehören nach Angaben des Branchenverbandes GSMA 20 Hersteller, darunter Nokia, Samsung, Motorola, LG und Sony Ericsson. Die Branche schätzt, dass dadurch die Zahl der produzierten Ladegeräte halbiert werden könnte. Außerdem sollen die neuen Netzteile weniger Strom verbrauchen.

Der Handy-Weltmarktführer Nokia ging zwei Partnerschaften bei mobilen Datendiensten ein, die sich als gewichtig erweisen könnten. Die Telekom-Tochter T-Mobile will den Nutzern von Nokia-Handys in ihrem Netz den Zugang zu Nokias Software-Plattform "Ovi" öffnen. Das ist ein wichtiger Schritt für den Handy-Hersteller, denn noch vor einem Jahr hatte T-Mobile eine Kooperation mit Nokia bei Ovi strikt abgelehnt. Die Finnen hätten die eigenen Anwendungen zu sehr in den Vordergrund gestellt, hatte T-Mobile-Chef Hamid Akhavan seinerzeit kritisiert.

Außerdem will Nokia den Internet-Telefoniedienst Skype auf seine Handys lassen. Als erstes Gerät soll im dritten Quartal das neue Nokia-Flaggschiff "N97" einen Skype-Zugang bekommen. Mit der Zusammenarbeit könnten neue Konflikte mit den Netzbetreibern programmiert sein: Bei Skype sind die Anrufe zwischen Nutzern gratis, mit einer Daten-Flatrate würden also keine Gesprächskosten anfallen.

Der britische Mobilfunk-Betreiber Vodafone bringt als zweiter Anbieter ein Handy mit dem Google-Betriebssystem "Android" auf den Markt. Das Modell "HTC Magic" soll von Frühjahr an in Deutschland, Großbritannien, Spanien und Italien erhältlich sein. Es ähnelt dem von der Telekom-Tochter T-Mobile vertriebenen Android-Handy "G1". Das schlanke HTC Magic hat aber keine ausklappbare Tastatur, sondern wird nur über den berührungsempfindlichen Bildschirm (Touchscreen) bedient. Von der Mobilfunk-Messe in Barcelona war eine Flut von Android-Geräten erwartet worden, die bisher aber ausblieb.

T-Mobile-Chef Akhavan räumte ein, dass der weltweite Anstieg des Datenverkehrs durch die verstärkte Nutzung des mobilen Internets eine der Herausforderungen der Zukunft für die Mobilfunk-Branche ist. "Wir werden uns über die Kostenstrukturen sicher Gedanken machen müssen", sagte er der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Denn die Umsätze, die die Unternehmen mit der Übermittlung der Daten machen, wachsen nicht in gleichem Maße wie die Nachfrage nach mobilem Internet. Allein im vergangenen Jahr hatte sich der Datenverkehr bei T-Mobile verdreifacht. Die Umsätze stiegen lediglich um 45 Prozent. Auch für 2009 rechnet Akhavan mit ähnlichen Wachstumsraten beim mobilen Datenverkehr.

T-Mobile, Vodafone und die Telefónica-Tochter O2 testen in diesem Jahr neue Netze für noch schnellere Internet-Verbindungen unterwegs. Die Technik mit der Bezeichnung HSPA + soll Download-Geschwindigkeiten von 28 Megabit pro Sekunde erlauben - soviel wie eine schnelle DSL-Leitung.

Der Internet-Konzern Yahoo! stellte eine runderneuerte Plattform für Mobiltelefone vor. Der neue Service werde im Internet und auch als Anwendung unter anderem für Apples iPhone (irgendwie sehr präsent, obwohl Apple gar nicht in Barcelona dabei war) verfügbar sein, kündigte Yahoo!-Manager Marco Boerries an. Yahoo! arbeitet bereits seit Jahren an einer speziellen Plattform für mobile Dienste. Nach dem Scheitern des Übernahme-Angriffs von Microsoft - das seine Handy-Kundschaft in Barcelona mit dem Interims-Release "Windows Mobile 6.5" und einem neuen Sync-Portal bei der Stange zu halten versuchte - steuert der Internet-Pionier in eine ungewisse Zukunft. (dpa/tc)