Billigproduktion

Handykonzerne unter Beschuss

25.09.2008
Von pte pte
Das Projekt makeITfair hat erhebliche Vorwürfe gegen die Elektronikindustrie erhoben. Handys werden demnach unter teils inhumanen Bedingungen gefertigt.

Bei Herstellern von Mobiltelefonen würden schwere Arbeitsrechtsverletzungen vorliegen und unwürdige Arbeitsbedingungen herrschen. Das von der EU geförderte dreijährige Projekt besteht aus neun Organisationen aus verschiedenen Ländern und hat die Zustände in sechs asiatischen Zulieferfabriken untersucht, die Bauteile für Nokia, Samsung, Motorola, LG, Sony Ericsson und das Apple iPhone produzieren. makeITfair zufolge verletzen die vorgefundenen Arbeitsbedingungen nationale Gesetze, Konventionen der internationalen Arbeitsorganisation und selbst die eigenen Verhaltenskodizes der Handykonzerne.

Bei Fehlern droht Lohnabzug

"Junge Arbeiter hantieren ohne Schutzkleidung mit Chemikalien, leisten unmenschlich viele Überstunden, um Grundbedürfnisse zu decken, und werden für Fehler bestraft. In den asiatischen Freihandelszonen, wo die Fabriken angesiedelt sind, werden Proteste oft brutal unterdrückt", lauten die Vorwürfe von makeITfair. Die Elektronikkonzerne erhielten dem Projekt zufolge die Möglichkeit, zu den Ergebnissen der Untersuchung Stellung zu nehmen. Das niedrige Lohnniveau in den Zulieferfabriken sei von keinem der Unternehmen bestritten worden. Dabei gehen mit den Niedriglöhnen weitere Probleme einher, die mit den Verhaltenskodizes der Markenkonzerne in Konflikt stehen. So sähen sich die Arbeiter gezwungen, unvertretbar viele Überstunden zu leisten, um über die Runden zu kommen. Aus Erschöpfung würden sie während der Arbeit einschlafen und Fehler begehen. Zur Bestrafung werde der ohnehin niedrige Lohn weiter gekürzt.

"Wir nehmen den Bericht ernst und haben in den vergangenen sechs Monaten mit dem Projekt und den Fabriken zusammengearbeitet, um die Vorwürfe und Verbesserungsmöglichkeiten in den Fabriken zu diskutieren", heißt es von Nokia auf Anfrage von pressetext. Illegale Handlungen, wie sie in dem Bericht beanstandet werden, würden von dem finnischen Handykonzern in keiner Weise akzeptiert. "Neben der Erfüllung gesetzlicher Pflichten äußert der Bericht Bedenken über die Notwendigkeit, den Standard der Arbeitsbedingungen in den Fabriken an jenen in anderen Teilen der Welt anzugleichen. Nokia arbeitet bereits seit einigen Jahren mit seiner Zulieferkette zusammen, um Fortschritte in der Rechtseinhaltung und Verbesserungen in der sozialen und ökologischen Praxis speziell in Entwicklungsmärkten mit einer noch relativ jungen Industrie zu erreichen", so Nokia gegenüber pressetext. Weitere Verbesserungen seien vorgesehen und Nokia werde dort Maßnahmen ergreifen, wo sie erforderlich sind.