Windows Mobile 6.1

Die adäquate Antwort auf das Apple iPhone?

01.08.2008
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Egal ob HTC, HP, Samsung, Motorola oder Sony Ericsson - fast alle namhaften Smartphone-Hersteller schicken neue Geräte mit Microsofts aktuellem Betriebssystem Windows Mobile 6.1 ins Rennen.

Im Hype der letzten Wochen um das Jesusphone und die Version 2.0 von Apples iPhone-Betriebssystem ging in der breiten Öffentlichkeit ein Aspekt fast unter: Das Windows-Lager tritt ebenfalls mit einen neuen Betriebssystem- und Gerätegeneration an. Zwar ist Windows Mobile 6.1 kein Major Release, doch etliche kleinere Änderungen sollen den Umgang mit den Windows-basierenden Telefonen im Alltag vereinfachen. So soll etwa die Grundeinrichtung des Gerätes mit Hilfe des Menüpunkts "Erste Schritte" deutlich einfacher sein. Ebenso hat Microsoft bei der Konfiguration des mobilen E-Mail-Abrufs nachgebesssert. Mit Blick auf eine einfachere Bedienung wurde auch der Startbildschirm neu gestaltet. Und im Gegensatz zur Konkurrenz funktioniert bei Windows Mobile 6.1 das Copy&Paste unter anderem auch mit Internet-Inhalten. Auf eine einfache, per Finger zu bedienende Oberfläche, müssen die Benutzer von Windows Mobile aber weiterhin warten.

Hier schlägt denn auch die Stunde der Gerätehersteller, die das Bedienkonzept mit eigenen Ergänzungen optimieren können, wie etwa HTC mit TouchFlo beim Touch Diamond. Samsung setzt dagegen beim SGH-i900 Omnia auf einen kleinen Mauszeiger, der ähnlich wie bei Notebooks über eine Touchpad gesteuert wird. Zum guten Ton gehören bei etlichen neuen Geräten auch Sensoren, die die Lage des Geräts erkennen. Eine andere pfiffige Idee hatte General Mobile: Das Unternehmen verbaute in den DSTW1 Dual-SIM-PDA zwei SIM-Karten-Slot, so dass der Anwender zwei SIM-Karten gleichzeitig nutzen kann. Eine Features das vor allem Business-Reisende schätzen dürften, die viel im Ausland unterwegs sind. Ebenfalls eher Geschäftskunden dürfte die integrierte OCR-Software zum Erfassen von Business Cards ansprechen. Für Vielschreiber, die unterwegs ihre Mails bearbeiten, haben HP, Samsung, Motorola, HTC oder Sony Ericsson zudem noch Modelle mit echter QWERTZ-Tastatur im Programm. Während die einen sich bei der Realisierung am Vorbild Blackberry orientieren, wo die Tastatur ein integraler Bestandteil der Oberfläche ist, verfolgen andere wie Sony Ericsson beim Xperia X1 die Slider-Bauform, bei der die Tastatur aus dem Gerät heraus geschoben wird.

Unter dem Strich, das zeigen die unterschiedlichen Ansätze, gibt es das ideale Windows-Mobile-Telefon letztlich nicht. Statt Konformität wie im iPhone-Lager, kann sich der Windows-Benutzer seine individuelle Plattform suchen und mit zusätzlicher Software frei erweitern - ohne durch einen Appstore gegängelt zu werden. Doch für diese Individualität und das mittlerweile durchaus schicke Design zahlt der Anwender teilweise einen hohen Preis: Viele der aktuellen Windows-Mobile-Geräte, so der erste Eindruck bei einer Presseveranstaltung, sind schlicht lahm. Die Benutzerführung fühlte sich im Vergleich zu einem alten Windows-Mobile-2003-SE einfach zäh und nicht flüssig an. Ein weiteres Manko sind die in der Redaktion erzielten Akkulaufzeiten: Sie sind meilenweit von den Herstellerangaben entfernt, was aber auch auf die teilweise schwierigen UMTS-Empfangsbedingungen zurückzuführen sind. (hi)