Patentstreit beigelegt

Nokia macht den Kotau vor Qualcomm

24.07.2008
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Der Streit um die Nutzung von GSM-Patenten zwischen dem Handy-Weltmarktführer Nokia und dem US-Chiphersteller Qualcomm ist vom Tisch. Die Finnen zahlen für die nächsten 15 Jahre weiter.

Finanzielle Details des außergerichtlichen Vergleichs wurden nicht veröffentlicht. Beide Unternehmen teilten lediglich mit, es handele sich um ein Lizenzabkommen mit 15 Jahren Laufzeit, bei dem Nokia eine Vorauszahlung plus laufende Royalties an Qualcomm zahlt. Noch dazu sieht es danach aus, als würde Nokia möglicherweise von einem Qualcomm-Erzrivalen zu einem Kunden für dessen Chips. "Das ist ein historischer Deal", kommentiert der Lehman-Brothers-Analyst Timothy Luke. "Er nimmt eine tonnenschwere Last von der Branche."

Die Up-front-Zahlung von Nokia dürfte nach Einschätzung von Experten bereits Hunderte Millionen Dollar betragen. Luke schätzt, dass Nokia allein für das Jahr 2008 unter den Konditionen des früheren Lizenzvertrages Qualcomm rund 600 Millionen Dollar schuldig wäre. Die Aktie von Qualcomm schoss gestern nach Bekanntwerden der Einigung im nachbörslichen Handel um 18 Prozent nach oben.

Nokia und Qualcomm hatten sich vor Gericht bekriegt, seit ihr 2001 geschlossenes Abkommen zur Patenlizenzierung im April 2007 ausgelaufen und der finnische Konzern daraufhin seine Zahlungen eingestellt hatte. Qualcomm mit Sitz in San Diego, Kalifornien, erwirtschaftet mehr als die Hälfte seines Gewinns aus der Lizenzierung seiner Patente. Die Hersteller von Mobiltelefonen müssen der Chipfirma typischerweise rund fünf Prozent vom Gerätepreis abtreten. Nokia hat Qualcomm nach eigenen Angaben seit den frühen 1990er Jahren bereits mehr als eine Milliarde Dollar überwiesen. Die Finnen werden übrigens auch ihre bei der EU eingereichte Kartellbeschwerde gegen Qualcomm zurückziehen.

Qualcomm meldete gestern übrigens auch seine Zahlen zum dritten Fiskalquartal. Der Nettogewinn sank um sechs Prozent auf 748 Millionen Dollar oder 45 Cent pro Aktie von 798 Millionen Dollar oder 47 Cent je Anteilschein in der vergleichbaren Vorjahreszeit. Die Quartalseinnahmen stiegen im Jahresvergleich von 2,33 Milliarden Dollar um 19 Prozent auf 2,76 Milliarden Dollar.