Freitagsgerücht

Infineon plant Fusion des operativen Geschäfts mit dem von NXP

23.05.2008
Der angeschlagene Halbleiterkonzern Infineon plant nach einem Pressebericht die Zusammenlegung seines operativen Geschäfts mit dem des niederländischen Wettbewerbers NXP.

Es werde intensiv miteinander gesprochen, schreibt das "Handelsblatt" (HB/Freitagausgabe) unter Berufung auf Verhandlungskreise. Die Gespräche seien in einer "sensiblen Phase".

Gegenstand der Diskussionen sei aber nicht, wie in den vergangenen Tagen spekuliert, eine Übernahme von Infineon durch NXP oder umgekehrt. "Das Thema ist eine Zusammenlegung der operativen Geschäfte beider Konzerne". zitiert die Zeitung einen Insider. Dies würde bedeuten, schlussfolgert das "Handelsblatt", dass Infineon seine Beteiligung am hoch defizitären Speicherchiphersteller Qimonda nicht einbringen würde. Zudem bliebe die börsennotierte Aktiengesellschaft bestehen.

Zweifelhafter Nutzen

Die "Financial Times Deutschland" hatte vor gut einer Woche berichtet, dass Infineon-Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley die Fusion mit NXP anstrebe. Darüber hinaus gebe es auch Kontakte mit dem US-Chiphersteller Freescale, schob das Blatt nach nach. Beide Unternehmen gehören Finanzinvestoren. Infineon hatte einen Kommentar abgelehnt.

Unter Branchenkennern und Analysten wird aber zumindest eine Fusion mit NXP als unwahrscheinlich eingestuft, sind die beiden Unternehmen doch auf unterschiedlichen Gebieten tätig. Erst vor einem Monat hatte NXP die einzige merkliche Überschneidung - das Geschäft mit Mobilfunk-Chips - in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem größten europäischen Chiphersteller STMicroelectronics ausgelagert. Mit Freescale verbindet Infineon immerhin eine Entwicklungs- und Produktionspartnerschaft. Allerdings schreibt das "Handelsblatt" unter Berufung auf Infineon-Kenner, dass der Konzern selbst vor zwei Jahren beim Verkauf von NXP durch den niederländischen Elektronikkonzern Philips mitgeboten habe.

Tiefe Krise

Infineon befindet sich in einer tiefen Krise. Das Unternehmen schreibt Quartal um Quartal hohe Verluste, vor allem wegen der Tochter Qimonda, die unter dem Preisverfall bei Speicherchips zu leiden hat. Alleine von Januar bis März verlor Infineon unterm Strich 1,37 Milliarden Euro. Doch auch im Kerngeschäft mit Steuerungschips für Auto und Industrie sowie Kommunikationsanwendungen läuft es unrund.

Die Probleme im operativen Geschäft haben auch zu einem Machtkampf an der Infineon-Spitze geführt. Nach bislang unwidersprochenen Medienberichten betreibt Aufsichtsratschef Kley die Ablösung von Vorstandschef Wolfgang Ziebart. Am 31. Mai solle es auf einer Aufsichtsrats-Sitzung zum Rauswurf kommen, heißt es. Als Termine für Ziebarts Ausscheiden waren der 1. Juni oder der 1. Juli genannt worden. Ziebart gilt als Gegner einer Fusion mit NXP. Allerdings steht nach Medienberichten auch Aufsichtsratschef Kley unter Beschuss, hatte er in der Vergangenheit doch mehrfach bei Personalentscheidungen danebengelegen, so der Vorwurf.

Wucherer angeblich Favorit für Chefposten

Laut "Süddeutscher Zeitung" haben sich führende Aufsichtsräte von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite auf den ehemaligen Siemens-Vorstand und Infineon-Aufsichtsrat Klaus Wucherer als Übergangschef verständigt. Auch der "Spiegel" hatte jüngst Wucherer als Favorit für die Ziebart-Nachfolge betitelt. Demnach wäre der ebenfalls in der Vergangenheit genannte Auto- und Industrie-Vorstand Peter Bauer aus dem Rennen. (dpa/tc)