LTE Long Term Evolution

UMTS-Nachfolger LTE - wann kommt der Wimax-Killer?

13.02.2008
Von Handelsblatt 
GSM, GPRS, UMTS, HSPDA - die Abkürzungen für Mobilfunktechnik müssen demnächst um eine weitere ergänzt werden - LTE, Long Term Evolution. Während sich derzeit viele Handy-Kunden fragen, ob ihr nächstes Gerät ein UMTS-Telefon sein soll, ist die Telekommunikationsbranche bereits einen großen Schritt weiter.

BARCELONA. UMTS - oder 3G, wie der Mobilfunkstandard der dritten Generation international bezeichnet wird -, reicht in wenigen Jahren nicht mehr aus, um die dramatisch wachsenden Datenmengen bewältigen zu können. Immer mehr Nutzer rufen über das mobile Breitband ihre Emails ab oder laden sich Videos, Musik oder Spiele herunter. Deshalb arbeiten Netzausrüster wie Ericsson, Nokia Siemens Networks, Alcatel Lucent und die chinesischen Herausforderer Huawei und ZTE zusammen mit den großen Mobilfunkbetreibern am neuen Hochgeschwindigkeitsstandard LTE, der den Weg bahnen soll für 4G, den vierten Mobilfunkstandard.

Vodafone-Chef Arun Sarin gab sich auf der weltweit größten Mobilfunkmesse in Barcelona sicher: "Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass die Kunden schnellere Übertragungsgeschwindigkeiten in den Netzen fordern werden." Er fordert, dass die neue Technik "in einer überschaubaren Zeit" eingeführt wird. Überschaubare Zeit - das ist nach Meinung von Experten eher mittelfristig zu verstehen. Zwar demonstrierte Ericsson in Barcelona einen ersten LTE-Datentransfer, doch bis die Mobilfunkbetreiber die Technik in ihre Netze integrieren, vergehen nach Meinung von Helena Nordman-Knutsson, Analystin beim Stockholmer Börsenmakler Öhmans, "noch mindestens zwei oder drei Jahre". Außerdem werde die Netzaufrüstung für die Mobilfunker "sehr, sehr teuer".

Mit LTE sind Übertragungsgeschwindigkeiten von 100 Mbit je Sekunde möglich, Ericsson-Chef Carl-Henric Svanberg schloss aber nicht einmal 200 Mbit/s aus. Zum Vergleich: Ein heutiges UMTS-Netz schafft gerade einmal 384 Kbit pro Sekunde, mit der UMTS-Turbo-Technik HSPA kommt man auf maximal sieben Mbit/s. Selbst ein hypermodernes Breitbandnetz für den Hausgebrauch macht im besten Fall 24 Mbit/s möglich.

Bislang steht das Datengeschäft - etwa mit mobilen E-Mails - für einen kleinen Teil der Umsätze von Mobilfunknetzbetreibern. Die Branche gibt die Hoffnung aber nicht auf, dass der Zeitpunkt für das Datengeschäft gekommen ist. Der Anteil der UMTS-fähigen Handys ist in letzter Zeit explodiert, und immer mehr Webseiten sind eigens für den kleinen Handy-Bildschirm aufbereitet. Schließlich sinken auch die Preise für die Datennutzung, Pauschaltarife sind bereits üblich. Deshalb geht der schwedische Netzausrüster Ericsson davon aus, dass Mobilfunknetzbetreiber im Jahr 2012 bereits die Hälfte ihrer Umsätze mit Daten wie Internet-Surfen per Handy erzielen. Dann wird die Übertragungskapazität der UMTS-Netze nicht mehr ausreichen - und die Zeit ist reif für LTE.

Mit der Einführung von LTE erhoffen sich die Mobilfunkbetreiber ein Ende des Kampfes um den nächsten Standard. Denn es gibt einen weiteren superschnellen Datenübertragungsstandard - Wimax. Die meisten Mobilfunkbetreiber bevorzugen aber LTE, auch weil sie mit der Sim-Karten-abhängigen Technik weiterhin die Kontrolle über den Kunden behalten. LTE-Handys wird es allerdings so schnell nicht geben: Die LTE-Technik ist für die Daten-Kommunikation ausgelegt und wird in Laptops, Spielekonsolen und in Autos eingesetzt. Wer dagegen in ein paar Jahren mit Freunden reden will, telefoniert entweder wie bisher über das Mobilfunknetz oder er führt mit einem LTE-Gerät ein Gespräch über das Internet.

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