McAfee-Studie

CIOs haben im Vorstand wenig zu melden

19.03.2008
Von Richard Knoll
Die IT-Leiter oder Chief Information Officers (CIOs) in Europas Vorständen spielen noch immer nur die zweite Geige. Laut einer von McAfee in Auftrag gegebenen Umfrage verschaffen sich lediglich etwa 47 Prozent der Chefinformatiker auf Vorstandssitzungen mit Fachthemen Gehör.

Dem Bericht zufolge geht in fast der Hälfte der Unternehmen die Initiative zu DV-Projekten vom Vorstandschef oder Geschäftsführer aus. In einem Fünftel der Fälle tritt der Finanzvorstand als Sprecher der IT-Abteilung auf. Die schwache Position des CIO steht im Widerspruch zur Bedeutung seines Ressorts für den Erfolg und die Reputation des Unternehmens.

Die Umfrage wurde vom Marktforschungsinstitut EIU (Economist Intelligence Unit) unter 185 Spitzenkräften mehrerer Branchen aus Europa, Nahost und Afrika ausgeführt. Gegenstand ist der Wandel des Verhältnisses des IT-Chefs zur Unternehmensspitze. Dabei zeichnet sich laut Bericht ab, dass eine stärkere Wahrnehmung der Verantwortung des CIO und seiner Mitarbeiter den geringen Einfluss auf der Vorstandsetage ein Stück weit wettmacht.

Nach Meinung von 42 Prozent der Befragten ist die Informationstechnik über ihre traditionelle Funktion als Mittel zur Kostensenkung hinaus zu einer strategisch wichtigen Ressource geworden. Da die Unternehmen heute stärker auf die Einhaltung rechtlicher Auflagen, auf nachhaltige Geschäftsführung sowie einen sorgfältigen Umgang mit Risiken achten müssen, wird die IT-Mannschaft immer öfter damit betraut, gemeinsam mit der Finanzabteilung Risiken abzuschätzen und zu quantifizieren.

Verhältnis zwischen CIO und GL hat sich verbessert

Die Hauptaufgabe der Informatiker sieht jeweils ein knappes Drittel der Umfrageteilnehmer in der Sicherung der Netze und Systeme beziehungsweise in der Schaffung der technischen Voraussetzungen für Umsatzwachstum. Immerhin 83 Prozent gaben an, diese größere Verantwortung verschaffe dem IT-Leiter im Vorstand mehr Respekt. Rund ein Viertel meint sogar, das Verhältnis zwischen CIO und Geschäftsleitung habe sich in den letzten beiden Jahren deutlich verbessert.

Den schwersten Stand haben DV-Leiter der Studie zufolge gegenüber den Finanzvorständen, deren überwältigende Mehrheit (86 Prozent) die IT lediglich als dienende Funktion bewertet. Keiner der kaufmännischen Leiter schrieb der IT-Abteilung direkte Umsatzverantwortung zu. Vielmehr erwarten etwa 71 Prozent dieser Gruppe von den Informatikern in erster Linie System- und Netzsicherheit. Dieses überholte Rollenverständnis ist umso bedenklicher, als in rund 20 Prozent der Unternehmen ausgerechnet der Chief Financial Officer (CFO) die Anliegen der Systemingenieure im Vorstand vertritt.

Kaum Geld für neue Aufgaben

Auch wenn die Verantwortung des IT-Leiters mit den Ansprüchen an eine korrekte Unternehmensführung steigt, sieht sich nahezu ein Viertel (23 Prozent) der befragten Firmen wegen der angespannten Wirtschaftslage außerstande, ihre Ausgaben für die Risikovorsorge in den kommenden zwölf Monaten aufzustocken. Bei rund 30 Prozent bleiben die Investitionen in die Einhaltung von Rechtsvorschriften und Branchenstandards (Compliance) unverändert. Gleichwohl rechnen knapp 82 Prozent der Umfrageteilnehmer in den nächsten Jahren mit einer weiteren Zunahme der Regelungsdichte. Für die IT-Abteilung heißt das, dass sie im Wesentlichen mit denselben knapp bemessenen Mitteln mehr Aufgaben bewältigen muss.

Die Daten der Studie "The evolving relationship between the CIO and the board" wurden im November 2007 unter 185 Spitzenkräften mehrerer Branchen aus Europa, Nahost und Afrika erhoben. 82 Prozent der Befragten sind auf der Vorstandsebene tätig. Bei gut einem Drittel handelt es sich um Vorstandsvorsitzende oder Geschäftsführer, bei 30 Prozent um IT-Leiter. (ka)