Irritierende Signale aus dem IT-Servicemarkt

09.07.2007
Im IT-Servicemarkt gibt es keine einheitliche Entwicklung. Die beiden größten IT-Service-Provider haben Probleme, andere Anbieter machen gute Geschäfte. Endet der Multisourcing-Trend bereits wieder?

Etwas irritiert beobachten die Analysten derweil die Vorgänge in der weltweiten IT-Serviceindustrie: Branchengrößen wie IBM Global Services und EDS mussten zuletzt einräumen, dass ihre Geschäfte ins stottern geraten sind: IBMs Auftragseingang im war im ersten Geschäftsquartal um zwei Prozent rückläufig. EDS hat die Anleger vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen vor "weichen" Marktbedingungen im Geschäft mit großen Serviceverträgen gewarnt.

Die Erkenntnis, dass große Deals derzeit Mangelware sind, ist nicht neu. Allerdings verwundern die Probleme dennoch, weil etwas Accenture gute Geschäfte in dem sich veränderten Umfeld macht. Das IT-Beratungshaus, das in den vergangenen Jahren gerne im Outsourcing-Revier wilderte, meldete zuletzt einen Anstieg der Vertragsabschlüssen um zwölf Prozent. Außerdem beweisen die indischen Provider seit langem, dass es nach wie vor einen Markt für große Abschlüsse gibt.

Es gibt noch große Verträge

Der Branchendienst "Computerwire" listet einige Beispiele großer Abschlüsse auf. So haben im vergangenen Jahr BAE Systems und Tenet Healthcare umfangreiche Abkommen mit CSC und Perot Systems unterschrieben. DaimlerChrysler hat seinen hochdotierten Vertrag mit T-Systems erweitert.

Die Datenbank von Computerwire, in die sämtliche veröffentlichten Deals mit einem Volumen von mehr als eine Million Dollar einfließen, zeigt zwar einen steten Zufluss neuer Deals, doch sprudelten die Quellen nicht mehr so stark wie im Jahr zuvor. Insgesamt wurden im zweiten Kalenderquartal 2007 367 neue Deals verzeichnet. Das waren zwar sieben Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, doch gleichzeitig schnellte das Gesamtvolumen dieser Deals um 27 Prozent auf 28,3 Milliarden Dollar nach oben. Ganz andere Erkenntnisse ergeben sich beim Vergleich der jüngsten Daten mit denen des ersten Quartals 2007: In den ersten drei Monaten des Jahres wurden zwei Prozent weniger Abkommen unterzeichnet. Deren Gesamtwert lag jedoch 40 Prozent über dem des zweiten Quartals.

US-Behörden ordern fleissig

Die Auswertung der Datenbank nach Regionen hat gezeigt, dass im ersten Vierteljahr die US-amerikanischen Behörden den Markt angekurbelt haben. Im zweiten Quartel vergab das italienische Verteidigungsministerium den größten Auftrag an den heimischen IT-Service-Provider Almaviva. Der aus der früheren Telecom-Italia-Division Finsiel hervorgegangene Anbieter konnte sich über ein mit 1.7 Milliarden Dollar dotierten Vertrag freuen. Doch das war nur einer von insgesamt zehn Kontrakten mit einem Wert von mehr als eine Milliarde Dollar des zweiten Quartals. Dazu gehört etwa das Auslagerungsabkommen zwischen KarstadtQuelle und EDS.

Insgesamt hat das zweite Quartal laut Computerwire-Erhebung den Trend zum Multisourcing nicht bestätigt. Lediglich acht Prozent der 100 größten Deals haben die Marktbeobachter als Multisourcing-Abkommen klassifiziert, weitere 13 Prozent wurden von Anbieterkonsortien gewonnen. Beide Zahlen waren damit gegenüber den Jahren 2005 und 2006 rückläufig.

Die 367 im letzten Kalenderquartal vergeben Aufträge haben insgesamt 147 Anbieter unter sich aufgeteilt. Gemessen am Volumen war IBM Global Services der erfolgreichste Dienstleister. Sechs Prozent vom Gesamtwert konnte sich IBMs Dienstleistungsarm sichern. Abkommen mit Royal & Sun Alliance, Banque Cantonale Vaudoise und Absa haben es möglich gemacht. EDS ist einer von insgesamt sieben Providern, die sich einen Anteil in Höhe von fünf Prozent vom Kuchen sichern konnten. (jha)